Isay Weinfelds Entwurf sieht Büroflächen wie öffentlich zugängliche und nutzbare Räume vor.

Rendering: Wertinvest/Weinfeld

Nein, ich werde der Aufforderung von Gerhard Vana (Dem Hochhaus einen Riegel vorschieben, DER STANDARD, 16. Juni) nicht Folge leisten. Ich werde nicht "die Breitseiten der Kritik auf die Unzulänglichkeiten" der von ihm ausgearbeiteten "Baukörperskizze abfeuern". Dazu ist die Frage, wie und wohin sich das von Eislaufplatz, Hotel InterContinental und Konzerthaus bestimmte Areal entwickeln soll, zu wichtig. Und von oft aus der Hüfte geschossenen "Breitseiten der Kritik" haben wir bei Bauprojekten in Wien ganz generell meist mehr, als der Sache zuträglich ist. Sind es nicht gerade sie, die lediglich das Verhindern fördern, anstatt zur Optimierung beizutragen?

Das gesamte Verfahren, das letztlich zur Auswahl des Entwurfs von Isay Weinfeld führte, war getragen von dem Gedanken des "miteinander Redens, voneinander Lernens". Ich halte das für angemessen für ein Areal, das für alle Wienerinnen und Wiener seine ganz spezifische Bedeutung hat: dessen Potenzial man spürt, auch wenn die derzeitige Bebauung dies nicht fördert. Ein Ort, der sich geradezu dazu anbietet, sich genau hier eben jenes "Wien, wie es sein soll" individuell zu imaginieren? Entsprechend viele Ideen wurden eingebracht, viele Aspekte und Ansätze analysiert und diskutiert.

Eine Fülle an Angeboten

Die drei hier ansässigen Institutionen suchen nach Entfaltungsmöglichkeiten. Die Stadt, der Bezirk betonen den Wunsch nach attraktivem Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität und wünschen neue Verbindungen in Richtung Innenstadt. Tourismusexperten unterstreichen, im Sinne Wiens als Kongressstadt möge das InterContinental seine einstige Position als wegweisendes, modernes Kongresshotel erneuern. Das Konzerthaus ist an Büroflächen für Musik-Organisationen interessiert, an Freiluftkonzerten und an einer Öffnung in Richtung des neuen Platzes. Eine ganzjährig nutzbare Eistrainingshalle, ein dringend benötigter Turnsaal für anliegende Schulen, gute Querungen, Zugangs- und Zufahrtsmöglichkeiten, ein "Pausenraum unter freiem Himmel" für Konzerthausbesucher, Sportanlagen, Gastronomie und konsumfreie Zonen sollen hier entstehen.

Vor allem aber braucht es, auch wenn es nach den im Zuge der drei Ausstellungen zum Projekt gesammelten Meinungen der Bevölkerung geht: einen Eislaufplatz unter freiem Himmel, dessen Bedeutung für diesen Ort, für diese Stadt noch deutlicher wird als derzeit. Gut sichtbar und gut einsehbar, mit allen Annehmlichkeiten moderner Technik. Für die Eissportler, aber auch für die Zuschauer. Eingebettet in ein Umfeld, das diesen als echte Wiener Attraktion - gelebte Tradition - spürbarer, erlebbarer macht.

Das ist der Ausgangspunkt, eine zentrale (und gleichzeitig die kniffligste) Frage - und nebenbei gesagt auch der Grund, warum wir in zahlreichen Detailfragen derzeit noch auf "offene Baustellen hinsichtlich Organisation und Gestaltung" (Gerhard Vana) hinweisen. Zahlreiche Fragen müssen jetzt in Zusammenarbeit mit der Stadt, dem WEV, dem Konzerthaus, dem Hotel InterContinental und dem Architekturbüro ausgearbeitet werden, nicht alles kann in einer Wettbewerbseinreichung (wie detailliert sie auch sein mag) abschließend geklärt sein. Nicht zuletzt, weil der Platz auch in jenen acht Monaten, in denen er nicht zum Eislaufen genutzt wird, über hohe Aufenthaltsqualität und Attraktivität verfügen soll. Die für Eislaufen und Eishockey erforderlichen Banden und Abgrenzungen werden außerhalb der Eislaufsaison nicht gebraucht und müssen daher "verschwinden".

Offenes Areal

"Durchlässigkeit" ist einer der zentralen Gedanken des siegreichen Architektur- und Freiraumgestaltungsentwurfs. Architekt Isay Weinfeld betont immer wieder, wie bedeutend für ihn die Offenheit - und damit die Öffnung - des Areals ist. Folgerichtig vergrößert sein Entwurf den öffentlichen Raum nachhaltig: Er fügt der 6000 Quadratmeter großen Fläche, die im Winter dem Eislaufen, im Sommer Sport, Musik und Freizeitangeboten dient, eine frei zugängliche Terrasse hinzu. Eine Tribüne, die einen schönen Blick auf das Geschehen ermöglicht.

Durch diesen Ansatz schafft er gleichzeitig auf Gehsteigniveau eine Passage, die die vielfältigen Nutzungen miteinander verknüpft und die Passanten (sei es vom Stadtpark in Richtung Konzerthaus und Akademietheater, sei es von der Innenstadt in Richtung Landstraße) teilhaben lässt. Ganz im Sinne eines großzügigen "fließenden Raumes" (Gerhard Vana), in den - und das ist ein wichtiger Teil von Weinfelds "Weiterdenken" der bestehenden Architektur, des Respekts vor der Geschichte - das InterContinental organisch einbezogen wird.

Nicht spektakulär

Die Nutzungen durch die Menschen bestimmen die Architektur, und deren Vielfalt zwischen Eislaufverein, Konzerthaus, Kongresshotel, Freizeitareal und Knotenpunkt am Übergang von Ring zu Glacis setzt Isay Weinfeld um. In seine Architektursprache, die nicht "laut" sein muss, nicht "spektakulär". Sie muss die vorhandenen Chancen und Möglichkeiten dieses Areals unterstreichen und fördern. (Daniela Enzi, DER STANDARD, 27.6.2014)