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Die heimische Kauflaune war bisher gedämpft.

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Wien - Österreich ist aus der Rezession und den Zeiten des Nullwachstums heraus, aus dem erhofften kräftigen Aufschwung wird aber nichts. Die Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS haben am Donnerstag ihre bisherigen Prognosen aus dem März nach unten korrigiert. Statt 1,7 Prozent soll die heimische Wirtschaftsleistung laut Wifo heuer nur um 1,4 Prozent wachsen. Das IHS geht nach einer ähnlichen Korrektur von Plus 1,5 Prozent aus (siehe Grafik).

Der Aufschwung hatte eine Fehlzündung: Die schwungvolle Konjunkturbelebung im Herbst 2013 setzte Anfang des Jahres wieder aus. Verantwortlich dafür ist die schleppende Erholung der Weltwirtschaft. Die USA sind im ersten Quartal 2014 überraschend in die Rezession zurückgefallen, zahlreiche Euroländer wie Italien kommen nicht vom Fleck.

Interessant ist, dass von den globalen Entwicklungen Deutschland nicht gleich stark betroffen zu sein scheint. Zeitgleich mit der Korrektur der Berechnungen für Österreich hat das Münchner Ifo-Institut seine Prognosen für Deutschland nach oben revidiert.

Die deutsche Wirtschaft soll heuer um zwei Prozent wachsen und im kommenden Jahr sogar etwas stärker zulegen. Aber warum fallen die Prognosen für Deutschland um so viel besser aus?

Ins Auge sticht, dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmer in den beiden Ländern unterschiedlich ist. Nach einem Rückgang im vergangenen Jahr werden die Unternehmer heuer zwar in beiden Ländern wieder mehr Geld ausgeben. In Deutschland werden Ausrüstungsinvestitionen, also der Ankauf von Geräten, Maschinen und Fahrzeugen, aber um kräftige 7,4 Prozent zulegen. In Österreich dagegen fällt der Zuwachs in etwa halb so hoch aus.

Mit dem Exportgeschäft ist dieser Unterschied nicht zu erklären: Die Ausfuhren in beiden Ländern entwickeln sich in ähnlichem Tempo. Wenn es aber nicht die Exportzuwächse sind, was macht Firmen im Nachbarland dann zuversichtlicher?

Deutsche verdienen mehr ...

Die Erklärung liefern die Konsumenten: Während die Ausgaben der Österreicher für Fernseher, Handys und Co heuer nur marginal (0,8 Prozent) steigen, werden sie in der Bundesrepublik um 1,3 Prozent zulegen. 2015 soll der Unterschied bei der Kauflaune noch spürbarer ausfallen.

Dafür gibt es laut Wifo-Ökonom Christian Glocker mehrere Erklärungen. So sei die Reallohnentwicklung in Deutschland deutlich günstiger, sagt Glocker. Tatsächlich sinken die Pro-Kopf-Nettolöhne in Österreich seit 2010, und auch heuer wird erneut ein Rückgang erwartet. Die Lohnabschlüsse der Gewerkschaften in Österreich reichen einfach nicht aus, um Inflation und Steuererhöhungen (kalte Progression) auszugleichen.

... und geben mehr aus

Anders in Deutschland: Im vergangenen Jahr hat die Inflation zwar auch dort Lohnzuwächse "gefressen". Doch in den zwei Jahren davor haben Arbeitnehmer im Schnitt mehr Geld mit nach Hause genommen. Für heuer werden sogar die höchsten Reallohnzuwächse seit drei Jahren erwartet.

Eine wesentliche Ursache für die Entwicklung ist die unterschiedlich hohe Inflation: In Österreich soll die Teuerungsrate heuer bei 1,8 Prozent liegen, in Deutschland bei 1,1 Prozent.

In Österreich sind vor allem Dienstleistungen Preistreiber. Nach Angaben des Ökonomen Glocker trägt allerdings auch der Staat mit Gebührenanhebungen (in Wien etwa für Wasser, Müll und Abwasser) zur Entwicklung bei.

Dass die Bürger in der Bundesrepublik konsumfreudiger sind, liegt aber auch an der besseren Grundstimmung im Nachbarland. Wie aus zahlreichen Befragungen hervorgeht, sind die Deutschen optimistischer, was die künftige Wirtschaftsentwicklung angeht. Das mag auch daran liegen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland zuletzt gesunken ist, während sie in Österreich stetig stieg - auch wenn die Quote hierzulande niedriger ist.

Ein anderer Grund für die bessere Wirtschaftsdynamik könnte noch zu einem Boomerang im Nachbarland werden. Einen wichtigen Beitrag zum Wachstum liefern nämlich die stark steigenden Bauausgaben: Sie werden in Deutschland heuer dreimal so stark steigen wie in Österreich.

Immer mehr Deutsche wollen sich ein Eigenheim leisten. Zugleich dürften viele ein gutes Investment wittern: Nach Vorhersagen der Ratingagentur Standard&Poor's werden die Immobilienpreise 2014 nirgends im Euroraum so stark steigen wie in Deutschland. Die Bundesbank in Frankfurt hat bereits vor einer Überhitzung gewarnt. (András Szigetvari, DER STANDARD, 27.6.2014)