Linz - Den Anfang macht heuer wieder das Benutzbare und Angewandte. Mittels Klettersteig aus Netzen der Designgruppe Numen / For Use werden die Besucher durch die sogenannte Schlucht geführt, das Thema "Bewegte Räume" wird eins zu eins umgesetzt.
Wer sich allerdings vom Klettern und damit vom Entschwinden auf dem Dach des Gebäudes etwas zurückhalten kann, dessen Blick fällt auf eine Reihe künstlerischer Positionen, die sich in den Ausstellungsräumen mit dem Thema auch weniger spektakulär auseinandersetzen. Der Wiener Hubert Lobnig erzählt mittels Video und Modellhaus von "brüchigen Biografien", Sibylle Ettengruber präsentiert mit Walk on By ihre strikt nach Stadtplan erarbeitete Eroberung eines urbanen Raumes.
Nils Völkers wandfüllende Plastiksackbeatmung oder Suzann Victors schwingende Lüster zeigen, dass sich dieser Höhenrausch weniger als in den Jahren davor nach Masse schielend mit Format und Thema auseinandersetzt. Man setzt nicht mehr auf ein wortwörtliches "Begreifen" von Kunst, es bleibt etwa mit einer Kooperation mit der Kunstuniversität mehr Raum auch für Diskursives, Imaginäres. Bleibt bloß noch, dass sich Kuratoren und Künstler darüber einig werden, was denn nun benutzt und was betrachtet werden möchte: "Eigentlich sollte da niemand mehr rauf", sagt Laurids Ortner etwas resigniert über das neu für den Höhenrausch produzierte Riesenbillard.
Als Teil der Architekten- und Künstlergruppe Haus-Rucker-Co hat er es 1970 für das 20er-Haus in Wien entwickelt, um die Enge des Museumsbetriebes zu thematisieren. Nun steht es ausgerechnet im Open Space, einer offenen Stahlkonstruktion am Dach des O.K. "Es sollte jetzt als formal gutes Objekt gesehen werden. "Eigentlich sollte da niemand mehr rauf", wiederholt Ortner. Der Wunsch bleibt unerfüllt. Journalisten erobern die luftgefüllte Konstruktion.
Wenige Treppen weiter auf dem Dach der angrenzenden Parkgarage aber wartet ohnehin Waterfall Swing von Dash 7. Zwei Schaukeln, die derart durch eine Wasserwand schwingen, dass man eben nicht nass wird. Und ein Hopfenzelt verspricht demnächst selbstgebrautes Höhenrauschbier.
So ganz ohne Gaudium will also auch dieser Höhenrausch nicht auskommen. Kann er vielleicht auch nicht, denn die Erwartungen sind schließlich groß. Letztes Jahr kamen 151.000 Menschen, die Hälfte der Kosten (850.000 Euro) soll heuer wieder über Eintritte hereingespielt werden. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 27.6.2014)