Es ist unübersehbar: Siegfried Wolf juckt's. Da sucht einer die Nähe zur Politik.

Als Frank Stronach im Herbst 2012 für seine neue Partei einen Chef suchte, kam die Rede immer wieder auf seine ehemalige rechte Hand bei Magna. Wolf war längst führend im Industrieimperium des russischen Oligarchen Oleg Deripaska engagiert, aus Wolfs Umfeld war aber zu hören, sollte das Team Stronach in Umfragen über 15 Prozent zu liegen kommen, würde er es sich überlegen.

Mit zunehmender medialer Präsenz Stronachs entwickelte sich dessen Parteiprojekt aber in die Gegenrichtung, das Thema war für Wolf vom Tisch. Nicht aber die Politik an sich. Wolf, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu seinen Freunden zählt, hat sich in der Folge immer wieder zu innenpolitischen Themen geäußert. Zuletzt etwa bei einer Russland-Diskussion im steirischen Landtag, bei der er seine politische Wertewelt darlegte: wirtschaftsliberal, gesellschaftspolitisch sehr konservativ, mit Neigung zu Autoritarismus. Er wünsche sich "ein bisschen mehr russische Demokratur", sagte Wolf, der sich in den letzten Jahren als Aufsichtsrat im Verbund, der Strabag, bei Siemens und in der ÖIAG auch hierorts bereits bestens vernetzt hat. Als neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats der Staatsholding ÖIAG hat Wolf nun tatsächlich ein Bein in der Tür der österreichischen Innenpolitik. Sollte er den Vorsitz bekommen, wolle er "an einem großen Rad drehen", soll er in ÖIAG-Kreisen im Vorfeld erwähnt haben.

Um im Bild zu bleiben: Er hatte als ganz kleines Rädchen begonnen. 1957 geboren und aufgewachsen mit sechs Geschwistern auf dem Bauernhof in der kleinen oststeirischen Gemeinde Merkendorf, brachte er es vorerst zum Werkzeugmacher und dockte bei Hirtenberger an, wo er bald zum Prokuristen aufstieg, ehe ihn Frank Stronach zu Magna holte. 1995 machte ihn Stronach zum Präsidenten für Magna Europa, Jahre später holte er ihn an die Konzernspitze, wo er Österreichs bestbezahlter Manager wurde. Mit dem Abgang Stronachs 2010 war klar, dass auch Wolf ausscheiden wird. Er wechselte in den Konzern Deripaskas, mit dem er schon bei Magna eng kooperiert hatte.

So erfolgreich der Vater zweier Töchter im globalen Geschäft agiert, so kläglich sind seine lokalen Investments gescheitert. Das Engagement bei der Gleichenberger Therme blieb ebenso erfolglos wie seine Beteiligung an der abgestürzten Regionalfluglinie Styrian Spirit. (Walter Müller, DER STANDARD, 27.6.2014)