Sasakia Wallner, Österreich-Chefin der Agentur Ketchum Publico

Foto: Aleksandra Pawloff

Es scheint in der Natur des Verhältnisses zueinander zu liegen: Manager kriegen von den Belegschaften nie wirklich gute Noten. Dass international im aktuellen Ketchum Leadership Communication Monitor aber nur 22 Prozent ihren "Leaders" wirksame Führung ("effektive Leadership") attestieren, ist alarmierend.

Wie auch immer man die Ergebnisse der Umfrage in 13 Ländern betrachte, heißt es in der Zusammenfassung: "Leadership bleibt in der Krise." Dabei hat sich die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Vergleich zum Vorjahr noch vergrößert: Nur 30 Prozent erkennen klare Werte, nur 13 Prozent sehen, dass angemessene Verantwortung übernommen wird. Dass sich heuer irgendetwas bessern könnte in Sachen Leadership, erwarten gerade einmal 17 Prozent.

Sehnsucht nach Role models

Am meisten wünschen sich die Leute, dass sie via Vorbildwirkung geführt werden (63 Prozent). Fast ebenso groß ist die Sehnsucht, endlich transparente Kommunikation zu erleben, und 61 Prozent möchten, dass ihre Chefs auch Fehler zugeben. Als Inhalt der Führungsrolle möchte man, dass Vorgesetzte in anderen das Beste zum Vorschein bringen, also keine Macho-Militärführer-Rolle einnehmen, sondern eine dienende, ermöglichende Haltung.

Das mag auch Ausdruck des technologischen Wandels und der jungen Generationen in den Firmen sein. Die Österreich-Chefin der Agentur Ketchum Publico, Saskia Wallner: "Menschen wollen heute anders geführt werden. Klare Kommunikation und persönliche Präsenz gehören dazu." "Abspeisen" lasse sich heute kaum noch jemand, und mit Kommunikationstechnik allein sei auch nichts mehr zu gewinnen.

Größeres Vertrauen in Führungsqualitäten von Frauen

Denn ist die Haltung nicht glaubwürdig, dann streiken auch die Konsumenten: 61 Prozent haben sich schon von Produkten abgewandt, hinter denen miese Leadership steht - die Leute reden miteinander, und auf Social Media formen sich Nachrichten eben schnell zu riesigen Bällen. Kollegen wird übrigens mehr geglaubt als Chefs, ergab auch diese Umfrage. "Erfreulich ist, dass den Führungsqualitäten von Frauen immer größeres Vertrauen entgegengebracht wird", so Wallner.

46 Prozent glauben auch, dass Frauen besser als ihre männlichen Kollegen mit den Veränderungen und Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren zurechtkommen. Frauen in Führungspositionen haben demnach die männlichen Topmanager bei den erwünschten Fähigkeiten deutlich abgehängt.

Vor allem beim Eingestehen von Fehlern (66 Prozent versus 34 Prozent), offener Kommunikation (62 Prozent versus 38) und vorbildlicher Führung (57 Prozent versus 43). Wallner: "Die immer stärker etablierte Hypothese, dass Frauen die besseren Führungskräfte sind, wird durch den aktuellen Ketchum Leadership Communication Monitor klar bestätigt." Aber: In den Augen der Belegschaft dennoch "far from award-winning". (Karin Bauer, DER STANDARD, 28.6.2014)