Moskau - "Angara" ist der Name einer neuen russischen Trägerrakete, von der es verschiedene Versionen geben soll - unter anderem, um die jetzige Proton-Rakete abzulösen, deren Bauweise noch aus den 60er Jahren stammt.

Die Entwicklung der Angara, für die das Raumfahrtunternehmen GKNPZ Chrunitschew zuständig ist, wurde bereits 1995 beschlossen. Und der lange erwartete erste Start sollte am Freitag stattfinden - wurde aber im letzten Moment abgeblasen: Wenige Minuten vor dem geplanten Abheben vom Raketenstartplatz Plessezk südlich von Archangelsk wurde der Start ohne Angabe von Gründen abgebrochen. Präsident Wladimir Putin war zum Countdown aus dem Kreml zugeschaltet. Laut einem Kommentator im russischen Staatsfernsehen sollte es eine Verschiebung um 24 Stunden sein.

Erneut abgesagt

Am Samstag wurde der Start allerdings erneut abgesagt. Die Rakete werde von der Startrampe geholt und technisch gründlich untersucht, zitierte die Nachrichtenagentur RIA das Raumfahrtzentrum Chrunitschew. Über einen neuen Starttermin werde erst nach den Tests entschieden.

Die Verschiebung ist ein Rückschlag für die russische Raumfahrtindustrie. Die neue Rakete, an der mehr als zwei Jahrzehnte gearbeitet wurde, ist das Herzstück von Putins Plänen, in der Raumfahrt von ehemaligen Sowjetstaaten unabhängig zu werden und Satelliten künftig von russischem Gebiet ins All zu bringen.

Hintergrund

Das Angara-Programm ist ein Kernstück im Plan des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der russischen Raumfahrttechnologie wieder zu ihrer früheren Pionierrolle zu verhelfen. Zudem soll die Abhängigkeit von dem in Kasachstan gelegenen Weltraumbahnhof Baikonur verringert werden.

Putin war den Startvorbereitungen live vom Kreml zugeschaltet und musste sich erklären lassen, dass ein automatisches System den Countdown abgebrochen habe. Laut dem Moskauer BBC-Korrespondenten Daniel Sandford teilte Putin daraufhin dem russischen Verteidigungsminister mit, er solle nichts überstürzen, sorgfältig analysieren und ihm binnen einer Stunde Rapport erstatten. (APA/red, derStandard.at, 28.6.2014)