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Guckst du: Youtube zeigt sich verwundert über die Klage von Puls-4-Geschäftsführer Markus Breitenecker. ProSiebenSat.1 Österreich und seine deutsche Mutter arbeiten auch mit Youtube zusammen.

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"Wettbewerbsverzerrung" zwischen Google und Fernsehsendern sieht ProSiebenSat.1-Boss Thomas Ebeling - der Internetkonzern sei weit weniger reguliert.

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Wien - Google und  Tochter Youtube zeigen sich auf Anfrage überrascht von der Klage von Puls 4. Sendermanager Markus Breitenecker erklärte STANDARD-Interview, der Sender gehe gegen „praktischem Diebstahl“ von Inhalten nach Urheber- und Wettbewerbsrecht vor. Das dürfte den Suchmaschinenriesen auch deshalb verwundern, weil ProSiebenSat.1 in Österreich und Deutschland mit Youtube zusammenarbeiten.

Youtube entgegnet Breitenecker auf Anfrage, man nehme den Schutz von Urheberrechten „sehr ernst“: "Wir haben modernste Werkzeuge entwickelt, damit Rechte-Inhaber ihre Inhalte auf YouTube aufspüren und dann selbst entscheiden können, welche Videos sie entfernen oder mit welchen sie Geld verdienen wollen."

Gemeinsam mit Youtube

ProSiebenSat1Puls4 und ihr deutscher Mutterkonzern sind auf und mit Youtube aktiv. Im März lud Google Österreich zu einem gemeinsamen Youtube-Event mit Puls 4. Laut Presseinfo war Gastgeber des ersten Treffens das Puls-4-Center. Bei der Gelegenheit startete ProSiebenSat1Puls4 sein Multi-Channel "Studio 71 Austria" zur Vermarktung von Youtube-Protagonisten. ProSiebenSat1 Deutschland startete im vorigen Herbst ein Multichannel-Network mit Youtube. ProSiebenSat1 produziert eigene Inhalte für den Youtube-Kanal "The Mansion". Auch für "Germany's Next Top Model" gibt es einen eigenen Youtube-Kanal.

"Gänzlich anderes Geschäft"

Ein Sprecher von Puls-Mutterkonzern ProSiebenSat.1 erklärte Freitag auf STANDARD-Anfrage dazu: " Mit Studio 71 sind wir nicht nur auf die ProSiebenSat.1-Community MyVideo fokussiert, sondern sind auch offen gegenüber Drittplattformen. Dazu gehört auch YouTube." Aber: "Hier geht es um Web-Stars, also ein gänzlich anderes Geschäft als das klassische TV-Geschäft mit seinen hochwertig produzierten bzw. lizenzrechtlich geschützten Programm-Inhalten."

Und: "Eine rechtliche Klarstellung der Österreich-Tochter für den österreichischen Markt schließt Partnerschaften auf anderen Ebenen nicht aus."

"Am Ausgang des Prozesses sehr interessiert"

Der Konzernsprecher erklärt, man habe in Österreich eine "eigenständig agierende Konzerntochter in einem kompetitiven Markt". "Selbstverständlich" sei die ProSiebenSat.1 Media AG über das Vorgehen informiert. Sie "ist am Ausgang dieses Prozesses sehr interessiert". Die Österreich-Tochter agiere hier eigenständig, "allerdings in einem europäischen Gesamtkontext".

"Das ist Wettbewerbsverzerrung"

ProSiebenSat.1-Konzernchef Thomas Ebeling warnte seine Aktionäre schon vor zwei Jahren vor "den Konsequenzen, wenn Google seine marktbeherrschende Stellung in der Online-Suche ausnutzt, um eigene Angebote zu privilegieren". Bei der jüngsten Hauptversammlung am Donnerstag betonte der Konzernchef: "Mir geht es um gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen."

Google müsse sich nicht an die gleichen Jugend- und Datenschutzgesetze, nicht an die gleichen Lizenzanforderungen und Urheberrechte und Werbezeitbeschränkungen halten wie Fernsehsender, beklagte Ebeling. "Ganz zu schweigen davon, dass Google darüber hinaus kaum Steuern in Deutschland zahlt und sich nicht an den Kosten für die Infrastruktur, die der Konzern hier mit nutzt, beteiligt. Das ist Wettbewerbsverzerrung." Ebeling: "Wir brauchen eine konvergente Medienordnung, die über alle Medien und Rechtsprechungen hinweg allen Marktteilnehmern einen fairen Wettbewerb garantiert." (fid, DER STANDARD, derStandard.at, 27.6.2014)