"Dr. Mengele" ist an der Innsbrucker Innpromenade auf einer Mauer zu lesen - angeblich seit Monaten.

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Innsbruck - Man muss kurz innehalten, doch dann ist es deutlich lesbar: "Dr. Mengele" wurde auf die Betonmauer an der Innpromenade geschmiert. Es ist bereits das zweite Mal, dass der Name des Mediziners und Anthropologen in Tirols Landeshauptstadt auftaucht. Josef Mengele gilt als einer der übelsten Verbrecher des Naziregimes, er war in Auschwitz für den Massenmord an hunderttausenden Juden mitverantwortlich.

Vonseiten der Stadt Innsbruck heißt es, man sei nicht zuständig. Die Mauer gehört zum angrenzenden Grundstück der Universitätspfarre und dem angeschlossenen Studentenheim. Nach Angaben der Polizei könnte der Schriftzug dort bereits vor mehreren Monaten aufgesprüht worden sein. Seit einigen Wochen sei er bestimmt zu lesen, erzählen Anrainer - eine Anzeige gab es aber eben erst jetzt.

Gleicher Schriftzug im Olympischen Dorf

Nicht nur die Polizei, auch der Landesverfassungsschutz ist nun in der Sache beschäftigt: "Im April musste bereits eine gleichlautende Beschmierung im Olympischen Dorf entfernt werden. Wir gehen davon aus, dass der Sprayer derselbe ist", sagt dessen Leiter Peter Öhm. Er könne noch nicht sagen, ob es sich um eine rechtsradikal motivierte Tat handelt, glaube jedoch nicht an ein Indiz für eine neu erstarkte neonazistische Szene in Tirol.

Beim Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ist man da skeptischer: "In letzter Zeit war diesbezüglich zwar Salzburg im Fokus, Innsbruck ist aber bestimmt kein weißer Fleck", sagt ein Mitarbeiter. Gerade der angrenzende süddeutsche Raum sei für seine aktive Neonaziszene bekannt, da könnten leicht Verbindungen geschlossen werden. "Doch egal, welche Motive dahinterstecken - das Sprühen eines NS-Massenmörders ist eine Botschaft, auf die reagiert werden muss."

Behandlung nach Verbotsgesetz wird geprüft

Die Stadtpolizei ermittelt wegen Sachbeschädigung sowie einer möglichen Behandlung nach dem Verbotsgesetz. Der Universitätspfarrer Bernhard Hippler hat sich indessen der Entfernung der Schmiererei angenommen: Kommende Woche soll die Wand endlich wieder weiß werden. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 28.6.2014)