Der Startbildschirm von Android L erinnert noch stark an bisherige Android-Versionen, wenn man einmal von der neuen Systemnavigation und Anpassungen in der Statuszeile absieht.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Neu ist etwa die Darstellung von Benachrichtigungen direkt am Lock Screen.

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Die Schnelleinstellungen wurden überarbeitet und mit dem Benachrichtigungsbereich schlau verschmolzen.

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Die Systemeinstellungen bieten nun eine Suchfunktion. Im Bild ist auch der neue Stil für die Android-Tastatur zu sehen.

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Der neue Taskswitcher von Android L.

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Die "Do not Disturb"-Funktion bietet viele Detaileinstellungsmöglichkeiten.

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Auch ein Battery-Saver-Modus ist nun von Haus aus mit dabei.

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Selbst der About-Screen gibt keinerlei Aufschluss über Versionsnummern oder Codenamen.

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Bei der Einrichtung wird eindringlich vor der Nutzung der Preview gewarnt. Dies sollte zu Herzen genommen werden. Die aktuelle Version ist noch nicht für die breite Masse geeignet.

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Noch wenige Tage vor Start der Google I/O 2014 war in Fragen Android bestenfalls mit einem kleinen Update gerechnet worden. Doch Google hatte ambitioniertere Pläne: So gab es erstmals eine Vorschau auf eine kommende Generation des mobilen Betriebssystems zu sehen - doch nicht nur das: Google stellte die Preview-Version von Android “L” auch gleich zum Download bereit.

What the “L”?

Der WebStandard hat sich diese natürlich gleich besorgt und einer eingängigen Betrachtung unterzogen. Doch bevor es soweit ist noch die Klärung einer wirklich wichtigen Frage: Das “L” im derzeit kolportierten Namen steht für…  Ok - wir wissen es derzeit schlicht nicht. In Vorträgen bei der Google I/O wirkte es zum Teil so, als hätte sich Google selbst noch nicht für einen neuen, süßen Nachfolger für den Codenamen “KitKat” entschieden. Auch in den Systemeinstellungen der Preview findet sich weder ein Hinweis auf den Codenamen noch auf die konkrete Versionsnummer. Angesichts der großen Umbauten, die die kommende Release bringen wird, ist es aber wohl nicht all zu verwegen, davon auszugehen, dass das Ganze dereinst unter dem Namen Android 5.0 firmieren wird.

Erste Erfahrungen

Nach dem Aufspielen der neuen Software heißt es zunächst einmal "Nerven bewahren": Der erste Boot dauert nämlich wirklich lange, was wohl zum Teil am Wechsel an der neuen Android Runtime ART liegen dürfte - aber dazu später mehr. Quasi zur Wiedergutmachung sind weitere Neustarts dann deutlich flotter als bei früheren Versionen des Betriebssystems. Zudem gibt es bei all dem eine überarbeitete Bootanimation (in den Nexus-Farben rotierende Punkte) sowie den neuen Android-Schriftzug zu sehen.

Material Design

Das anfängliche Warten zahlt sich jedenfalls definitiv aus: Mit dem “Material Design” wird Android für die L-Release ein vollkommen neuer Look & Feel verpasst. Alles wirkt etwas heller und klarer strukturiert als bisher, zudem setzt man auf starke Highlightfarben und eine eine aktualisierte Variante der Android-Schrift Roboto. Die Neuerungen verlaufen aber nicht nur im Statischen, viel mehr wirkt Android nun wesentlich dynamischer, es gibt viele Übergangsanimation, die allesamt flott vonstatten gehen und optisch gelungen wirken. Überhaupt ist eine Philosophie hinter dem “Material Design”, dass es für jede Aktion ein Feedback gibt, so wird nun auch der Druck auf ein Interfacelement mit kleinen Wellenbewegungen visualisiert.

Performance

All jene, die sich angesichts der zahlreichen Animationen Sorgen um die Systemperformance machen, versucht Google zu beruhigen. Ziel sei es, dass alle Animationen immer mit 60 Bildern pro Sekunde ablaufen, alles andere würde die Nutzungserfahrung zerstören. Aus diesem Grund habe man die Effekte auch auf den ältesten Geräten, für die man noch Treiber hat, entwickelt, so Android-Manager Dave Burke im Rahmen einer Frage-und-Antwort-Session auf der I/O. Tatsächlich wirkt die Oberfläche schon jetzt auf einem Nexus 5 sehr flink - und bis zur finalen Version sollen noch weitere Optimierungen hinzukommen.

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Alles API

Google beschränkt sich für Android L übrigens nicht einfach auf ein neues Theme. All diese Änderungen gehen mit der Veröffentlichung einer Vielzahl von Programmierschnittstellen für externe EntwicklerInnen einher. So kann etwa künftig ein Höhenwert für Interface-Bestandteile angegeben werden, Android kümmert sich dann selbst um den passenden Schattenwurf. Auch für Übergangsanimationen und die Zusammenstellung der richtigen Farbpalette gibt es neue APIs. Alles in Allem wirkt dieses Unterfangen wirklich sehr durchdacht und vor allem umfassend konzipiert- etwas das in Vergangenheit ja nicht immer über Googles Ambitionen im Bereich Design gesagt werden konnte.

Ausnahmen

Zur aktuellen Preview muss gesagt werden, dass darin nur einige wenige der Google Apps bereits auf das Material Design umgestellt wurden. Neben dem Dialer ist dies vor allem der Taschenrechner. Bei allen anderen Apps gibt es hingegen die jeweils aktuelle Version aus dem App Store - hier will sich Google wohl in Hinblick auf neue Funktionalitäten noch nicht in die Karten schauen lassen. So gibt es bisher lediglich eine Reihe von Mockups, die Google zur Illustration der Material-Design-Spezifikation verwendet. Diese zeigen jedenfalls, dass auch bei anderen Apps kein Stein auf dem anderen bleiben soll. Zudem soll parallel zur Fertigstellung des “Material Design” dieses nicht nur auf Android sondern auch im Web umgesetzt werden.

Navigation

Was hingegen bereits neu gestaltet wurde, ist das Kerninterface: So präsentiert sich die Systemnavigation mit neuen Icons, konkret einem Dreieck, einem Kreis und einem Quadrat. Die Aufgaben, die diese erfüllen (Zurück, Home und Recent) sind allerdings zumindest derzeit die selben geblieben. Die Icons in der Statuszeile wurden ebenfalls überarbeitet, wobei sich hier nun auch an einigen Stellen - etwa am Lock Screen - ein Avatar der jeweiligen Nutzerin findet. Etwas überraschend wird in der Statuszeile nun wieder der gerade aktuelle Provider dargestellt, etwas wovon sich Google eigentlich bereits zu Android-Frühzeiten verabschiedet hatte.

Benachrichtigung

Während der Home Screen - zumindest derzeit - praktisch unverändert zu Android 4.4 auf Nexusgeräten ist, offenbart das Aufrufen des Benachrichtigungsbereichs nachhaltige Umbauten. Sind die Benachrichtigungen nun doch im Kartenstil von Google Now gehalten. Auch hier wirkt das Design sehr dynamisch. Wird etwa der Platz eng, werden die Karten einfach nach und nach übereinandergeschoben, wie es auch bei einem echten Stapel der Fall wäre.

Quick Settings

Zudem wurde die bisherige Trennung zu den Schnelleinstellungen aufgehoben. Statt über einen Knopf oder einen Zwei-Finger-Geste kommt man an diese nun einfach heran, in dem die Benachrichtigungen weiter nach unten gezogen werden. Definitiv eine wesentlich bessere weil einfacher zu entdeckende Lösung. Alternativ lassen sich die Quick Settings auch bei geöffnetem Nachrichtenbereich über einen Klick auf die Statuszeile ausfahren.

WLAN

Apropos Schnelleinstellungen, hier wurde ebenfalls ordentlich aufgeräumt und dies nicht nur in optischer Hinsicht. WLAN und Bluetooth lassen sich nun mit einem flinken Klick auf das Icon (de)aktivieren. Bisher war hierfür ein Langdruck notwendig, was nicht unbedingt intuitiv zu entdecken war. Zur Wahl der WLAN-Verbindung gelangt man nun mit einem Touch auf den Namen unter dem Symbol.

Helligkeit

Die Bildschirmhelligkeit kann nun direkt über einen Regler über den Schnelleinstellungen  angepasst werden. Etwas das bereits jetzt viele Dritthersteller in ihren Android-Varianten anbieten, die Googlesche Lösung ist aber wesentlich schlauer. Da dieser Regler erst beim Aufrufen der Schnelleinstellungen angezeigt wird, nimmt er von Haus aus keinen Platz für die Benachrichtigungen weg.

Adaptiv

Apropos Helligkeitsregelung: Dass hier kein Knopf für die Aktivierung von “Auto Brightness” zu finden ist, hat durchaus gute Gründe. Google wechselt mit Android L auf “Adaptive Brightness”. Damit kann ein Basislevel für die Helligkeit angelegt werden, der aber trotzdem dann je nach Umgebung dynamisch angepasst wird.

Landscape

In den Schnelleinstellungen findet sich nun auch bei Smartphones ein Punkt um die Rotation des Bildschirms zu unterbinden, wie es bisher nur bei Tablets der Fall war. In Kombination damit, dass sich nun auch die Systemeinstellungen in der Queransicht nutzen lassen, ist dies wohl ein Hinweis darauf, dass Google künftig auch auf Smartphones die Landscape-Nutzung des Homescreens freigeben wird. Derzeit geht dies allerdings noch nicht. Neu bei den Quick Settings ist ein Knopf, um die Bildschirmausgabe schnell an ein Chromecast weiter zu reichen - ebenfalls eine ganz neue Funktion von Android L.

Einstellungsfrage

Und wenn wir schon kurz bei den Systemeinstellungen waren: Diese wurden für Android L ebenfalls einem Redesign unterzogen, und nutzen nun ein helles Theme. Sehr nett ist zudem, dass es nun eine integrierte Suchfunktion gibt. Diese werden alle zu schätzen wissen, die schon einmal verzweifelt nach einem in einem Unter-Unter-Menü versteckten Einstellungspunkt gesucht haben.

Erweiterte Benachrichtigungen

Doch noch einmal zurück zu den Benachrichtigungen, hier hat sich nämlich auch konzeptionell so einiges verändert. So werden diese nun automatisch nach Relevanz, Kategorie und Personen sortiert. Passend dazu gibt es neue Programmierschnittstellen, mit denen App-EntwicklerInnen solche Informationen mitliefern können. Zudem gibt es eine gänzlich neue Benachrichtigungsart, die nur kurz über das aktuelle Geschehen gelegt wird, und dort schnell auch wieder gelöscht werden kann.

Lock Screen

Ebenfalls neu: Benachrichtigungen - beziehungsweise eine Auswahl der wichtigsten davon - werden nun auch am Lock Screen dargestellt. Damit dies nicht zum Privatsphärenmassaker wird, hat sich Google mehrere Maßnahmen einfallen lassen. Der volle Inhalt wird hier nur präsentiert, wenn keine Lock-Screen-Sperre aktiviert ist. Ansonsten gibt es von Haus aus nur Informationen darüber, dass bei einer gewissen App so und so viele Benachrichtigungen eingegangen sind. Die NutzerInnen können dieses Verhalten in den Einstellungen anpassen, also wahlweise selbst bei Passwortsperre den vollen Inhalt von Benachrichtigungen darstellen lassen oder umgekehrt gleich gar keine Informationen sichtbar machen.

Flexibilität

Für die Zukunft soll dieses System aber noch flexibler werden: So können Apps in Android L ihren Benachrichtigungen drei verschiedene Privacy-Stufen verleihen: Public, Private oder Secret. Die Idee dahinter: Gewisse Informationen sind eigentlich nie sensibel, können also selbst auf gesperreten Geräten bedenkenlos angezeigt werden, etwa eine Wetteraktualisierung oder die Warnung einer Batterie-App. Umgekehrt gibt es Informationen, die nie auf dem Lock-Screen zu sehen sein sollten. Wie gut all dies schlussendlich funktionieren wird, muss sich natürlich erst zeigen, wird dies doch maßgeblich davon abhängen, wie verantwortungsvoll App-EntwicklerInnen mit diesen neuen Möglichkeiten umgehen werden.

Widgets, gone

Die Übernahme von Benachrichtigungen am Lock Screen hat aber noch einen anderen Nebeneffekt: Die erst vor wenigen Versionen eingeführten Lock-Screen-Widgets wurden vollständig entfernt. Dies hatte sich allerdings schon mit “KitKat” abgezeichnet, wo sie von Haus aus deaktiviert waren.

Details

Noch die eine oder andere Anmerkung zum Sperrbildschirm: von diesem kann nun nicht nur flott auf die Kamera sondern auch den Dialer zugegriffen werden. Das Entsperren erfolgt mit einer beliebigen Wischbewegung von unten nach oben. Eine interessante Entscheidung ist zudem, dass die Schnelleinstellungen nun ebenfalls von dieser Stelle erreicht werden können - und zwar selbst  wenn eine Sperre aktiv ist.

Taskswitcher

Mit Android L führt Google einen neuen Taskswitcher ein, der den Wandel von einem App-zentrierten zu einem Dokument-zentrierten Design vollzieht. Dementsprechend sollen hier künftig alle Browser-Tabs als eigenen Einträge behandelt werden, auch andere Apps sollen Dokumente getrennt ausweisen können. Derzeit ist das meiste davon allerdings noch blanke Theorie, da etwa der Chrome-Browser diese Funktionalität derzeit noch nicht unterstützt. Wo sich dieses Konzept sich aber schon jetzt - positiv - bemerkbar macht, ist beim Teilen von Inhalten: Wird beispielsweise ein Inhalt per Gmail geshared, wird dies künftig im Task Switcher als eigener Eintrag behandelt - und ist nicht wie bisher an die Ausgangsapp gebunden. Dadurch kann jetzt zwischen Original-App und Share-Fenster gewechselt werden, ohne dass dabei Daten verloren gehen.

Visualisierung

Rein äußerlich hat sich der Taskswitcher ebenfalls verändert. So werden die einzelnen Dokumente / Apps als Karten präsentiert, durch die virtuell geblättert werden kann. Bleibt abzuwarten, wie diese etwas verspielt wirkende Lösung bei den NutzerInnen ankommen wird. Das Entfernen von Dokumenten / Apps kann weiter per Swipen nach links oder rechts vorgenommen werden, allerdings ist auch ein Schließknopf hinzugekommen - wohl für all jene, denen sich das Gestensystem nicht sofort erschließt.

Tastatur

Wenn wir schon bei umstrittenen Punkten des “Material Design” sind: Die Tastatur hat einen neuen Look verpasst bekommen, und zwar einen, der vollständig ohne Trennlinien zwischen den einzelnen Tasten auskommt. Dies ist zumindest “gewöhnungsbedürftig”.

Do not disturb

Eine der neuen Funktionen in Android L ist ein “Bitte nicht stören”-Modus, indem keinerlei Benachrichtigungen dargestellt werden. Das Feature erweist sich dabei als sehr flexibel. So können Ausnahmen für einzelne Personengruppen - etwa für alle Kontakte, die als Favoriten gekennzeichnet sind - definiert werden. Zudem kann die Sperre automatisch nach einer gewissen Zeit wieder aufgehoben werden. Und wem das noch nicht reicht, der kann gleich einen gewissen Zeitraum fix festlegen. In Summe eine sehr nützliche Angelegenheit, die man aber natürlich auch schon von anderen Betriebssystemen kennt.

Akku sparen

Ebenfalls schon von anderen Herstellern bekannt, ist ein “Battery Saver”-Modus, der sich automatisch bei 15 Prozent (dieser Wert lässt sich anpassen, Anm.) verbliebenem Akku aktiviert, und dann noch 90 Minuten weitere aktive Nutzung verspricht. Ganz so weit wie HTC oder Samsung, die die Möglichkeiten ihrer Geräte stark reduzieren, um noch mehr Strom zu sparen, geht Google damit jedoch nicht. Hier werden offenbar lediglich der Prozessortakt und die Bildschirmhelligkeit beschränkt.

Project Volta

An sich verspricht das Update auf Android L spürbare Verbesserungen im Bereich Akkulaufzeit. Unter dem Dach des Project Volta hat Google dafür eine Reihe von Optimierungen vorgenommen. Ob sich diese wirklich spürbar bemerkbar machen, lässt sich seriöserweise angesichts des kurzen Testzeitraums allerdings noch nicht sagen.

Entwicklung

Direkt aus dem Project Volta resultieren eine Reihe neuer APis, die also auch Dritthersteller nutzen können. Zudem gibt es für EntwicklerInnen deutlich erweiterte Möglichkeiten, den Akkuverbrauch einzelner Apps zu analysieren. Aus all dem resultiert auch ein kleines, neues Feature von “L”: Am Lock Screen zeigt das System nun an, wie lange der Akku voraussichtlich noch halten wird, beziehungsweise, wie viel Zeit noch bis zu einer Vollladung vergehen wird.

Enterprise

Den Unternehmensbereich will Google ebenfalls mit neuen Möglichkeiten für Android begeistern: Über Managend Provisioning kann ein Set an Apps zentral administriert werden, wodurch eine Art strikt regulierter Firmenbereich innerhalb des privaten Umfelds erstellt werden kann.

Vermischtes

Ein paar kleinere Neuerungen im Schnelldurchlauf: Das Tauschen von Inhalten per Android Beam kann nun über die Share-Funktion initiiert werden. In Fragen Barrierefreiheit gibt es diverse neue Darstellungsmodi für farbenblinde Personen. Auch die Invertierung der Farbdarstellung ist nun möglich - und darf optional sogar fix in den Quick Settings positioniert werden.

WLAN

Sehr nett ist, dass sich WLAN-Passwörter nun in einen NFC-Tag schreiben lassen, womit sie flink an Dritte weitergegeben werden können.  In Fragen App-Ausstattung hat sich im Vergleich zu Android 4.4 hingegen wenig getan. Lediglich die alte Galerie ist nun endgültig verschwunden, aber das war auch bei aktuellen Geräten der Google Play Editions bereits der Fall.

Basistechnologie

Zum Abschluss noch einige Worte zur technischen Basis von Android L. Zunächst verblüfft, dass die Preview noch immer auf dem Linux-Kernel 3.4.0 basiert, hier stünde langsam mal ein größeres Update an. Wobei in letzter Zeit der Eindruck entstanden ist, dass Google den Kernel eigentlich nur für neue Geräte aktualisiert, vielleicht liegt dieser Umstand also nur an der Verwendung des Nexus 5.

ART

Mit dem Wechsel auf ART nimmt Google in Android L eine Änderung vor, die in ihrer Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Immerhin wird damit die zentrale Runtime ersetzt, die für die Ausführung (fast) aller Programme zuständig ist. Dank Ahead-of-Time-Compilation soll ART deutlich flotter als sein Vorgänger sein. Google spricht hier von einer Beschleunigung um den Faktor 2. Freilich sind dies recht künstlich Benchmarks, auch spielen bei der Ausführungsgeschwindigeit noch viele andere Faktoren eine Rolle.

Schlafen

Trotzdem eine sehr positive Entwicklung, die auch beim Stromsparen hilft. Immerhin bedeutet eine schnellere Abhandlung von Aufgaben auch, dass der Prozessor länger im Schlafmodus sein kann. Ein weiterer Vorteil von ART ist die verbesserte Garbage Collection, durch die eine Reihe der klassischen Android-Hänger beseitigt werden sollen. Zudem ist ART bereits reif für 64-Bit-Prozessoren. Überhaupt soll Android L die erste Version von Googles mobilem Betriebssystem sein, die vollständig 64-Bit-kompatibel ist.

Kamera

Mit Android L wird ein neues Kamera-API eingeführt, das nicht zuletzt für externe EntwicklerInnen mehr Kontrolle über Processing und Co. bedeutet. Zudem ermöglicht es dieses Bilder im DNG-Format (Digitales Negativ, Anm.) abzuspeichern, einer etwas einfacheren RAW-Alternative von Adobe, was vor allem für die Nachbearbeitung interessante Möglichkeiten eröffnet. Und nicht zuletzt soll das neue API vor allem erheblich schneller als die bisherige Lösung sein. Demnach sollen auf einem Nexus 5 nun theoretisch bis zu 30 Bilder pro Sekunde bei voller Fotoauflösung erstellt werden können. Die Grundlage für einen guten Burst-Modus ist also geschaffen, jetzt muss dies nur mehr von der Google Camera auch genutzt werden.

Grafikfähigkeiten

Für künftige Spielegenerationen rüstet sich Android mit OpenGL ES 3.1 und dem Android Extension Pack. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Erweiterungen, die grafisch ansprechendere, performante Spiele ermöglichen sollen - darunter etwa ASTC Texture Compression.

Webview

Für jene, die ihre Apps auf einer Webansicht basieren: Die Preview bringt die Aktualisierung der Chromium Webview auf die Version 36. Damit werden eine Fülle neuer Technologien eingeführt, etwa WebGL, WebAudio und WebRTC. In Zukunft sollte es also für Web-Apps deutlich mehr Möglichkeiten unter Android geben. Ebenfalls neu ist die Unterstützung des Bluetooth Low Energy Peripheral Mode.

Recovery

Zu guter letzt fällt noch auf, dass das offizielle Recovery von Google zwei neue Optionen spendiert bekommen hat: Die Möglichkeit direkt in den Bootloader zurückzukehren sowie die bisher schmerzlich vermisste Ausschaltfunktion.

Testversion heißt Testversion heißt Testversion

Abschließend noch ein paar Worte zur Stabilität der Preview: Auch wenn die Software auf den ersten Einblick einen sehr soliden Eindruck machen mag, darf nicht übersehen werden, dass es sich hier eben um eine frühe Vorversion handelt, die definitiv nicht für EndbenutzerInnen gedacht ist. So ist der Autor im Test recht bald über mehrere Bugs gestolpert. Dies reicht von Oberflächlichkeiten wie Rendering Fehlern bis zu gröberen Schwierigkeiten, wie dass sich der Sperrbildschirm gerne mal nach dem Entsperren gleich wieder aktiviert. Auch die Frontkamera des Nexus 5 produzierte mit Android L keine brauchbaren Ergebnisse mehr.

Kompatibilität

Vor allem aber gehen gewisse Apps nicht, darunter so viel genutzte Programme wie Dropbox, Facebook oder auch Twitter. Für letzteres gibt es zwar schon ein Beta-Update, das dieses Problem beseitigt, es ist aber kaum zu erwarten, dass all die anderen Hersteller so schnell nachziehen. Zudem vermisst man manche Funktionalität noch schmerzhaft, etwa die Möglichkeit mehrere Benachrichtigungen auf einmal zu entfernen.

Ausprobieren auf eigene Gefahr

Wer sich von all dem nicht abschrecken lässt, der kann Android L mittels Factory Images installieren, vorausgesetzt man hat ein Nexus 5 oder ein Nexus 7 (2013/Wifi-only) zur Hand. Bei diesem Prozess gehen alle Daten verloren, das System muss also neu eingerichtet werden. Auch ist es unklar, ob es je Updates geben wird, vor allem aber, ob dann auch auf die finale stabile Version von Android L gewechselt werden kann. Zumindest ist aber immer die Möglichkeit der Rückkehr auf ein stabiles Factory Image möglich. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 27.6.2014)