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Starb mit 70 Jahren: Soullegende Bobby Womack.

Foto: Reuters

Los Angeles - Zuerst war er sauer, als er erfuhr, dass die Rolling Stones mit dem von ihm geschriebenen It's All Over Now ihren ersten Nummer-eins-Hit hatten. Verdammte Whities! Doch der Tantiemenscheck versöhnte Bobby Womack mit den Stones. Das war 1964. It's All Over Now war einer von vielen Hits, die der zukünftige Soulstar schreiben sollte. Darunter befanden sich zu Klassikern gewordene Songs wie That's the Way I Feel about Cha, Woman's Gotta Have It oder der Titelsong für den Film Across 110th Street, den Quentin Tarantino 1997 in seinem Streifen Jackie Brown verwendete.

Der am 4. März 1944 in Cleveland in Ohio geborene US-Musiker durchschritt den Karriereweg viele Soulstars. Sein Vater war Prediger, die Mutter spielte Orgel in der Kirche, Bobby sang mit seinen Geschwistern Gospels. Sie nannten sich die Womack Brothers, später The Valentinos. Ein früher Förderer wurde Sam Cooke, der der Familie bis zu seinem Tod 1964 verbunden blieb. Bobby spielte Gitarre bei Cooke.

Womacks Ansehen und seine Karriere kamen in Turbulenzen, als er nur drei Monate nach der Erschießung Cookes dessen Witwe Barbara heiratete. Das schwarze Amerika, für das Cooke ein wichtiges Sprachrohr der Bürgerrechtsbewegung war, empfand das als pietätlos. Womack sagte später, er wollte sie damit nur schützen.

Seine Karriere kam über den Umweg als Studiomusiker und Songwriter wieder in Fahrt. In den American Studios in Memphis spielte er Gitarre bei Aufnahmen für Soulstars wie Aretha Franklin und Joe Tex, für die weiße Teeniegruppe Box Tops oder Dusty Springfield. 1968 brachte er sein erstes Slbum Fly Me To The Moon heraus. Mit der Coverversion von California Dreamin' gelang ihm ein Hit. Neben seinen Soloalben arbeitete er mit Größen wie Sly and the Family Stone, Wilson Pickett oder Janis Joplin. Eine Fahrt in seinem Mercedes soll sie zu ihrem Song Mercedes Benz inspiriert haben. Womack war später einer der Letzten gewesen, der sie lebend gesehen hat.

In seiner Biografie Midnight Mover erzählt er von einer fast 20 Jahre andauernden Kokainsucht, auch den Tod seines Sohnes Truth schrieb er dieser zu. 1974 gelang dem Mann mit der karamellisierten Honigstimme mit einer Neuinterpretation von Lookin' for a Love einer seiner größten Hits. Als die Ära des klassischen Soul vorbei war, blieb er mit modernen Sichtweisen wie auf der Poet-Albenserie (1981 und 1984) erfolgreich. Dazu garantierten ihm Songwritercredits sein Auskommen. Dennoch wandte sich der Zeitgeist von seiner Kunst ab, den Rest besorgte sein anhaltender Drogenkonsum.

Erst in den 1990ern entkam dieser wilde Hund dieser Abwärtsspirale und setzte seine Karriere auf kleiner Flamme fort, nahm Gospelalben und das obligatorische Weihnachtsalbum auf. Ein Freund in seinen letzten Jahren wurde Damon Albarn. Womack sang auf dessen Alben mit den Gorillaz, 2012, dann erschien das von Albarn produzierte Comeback The Bravest Man in the Universe. Ein spätes Meisterwerk.

2013 konnte man ihn damit bei einem bejubelten Auftritt im Rahmen des Jazz Fest Wien erleben. Der an Diabetes erkrankte Star hatte sich kaum von einer Darmkrebsoperation erholt, da kam eine Alzheimer-Diagnose. Nun ist Robert Dwayne Womack im Alter von 70 Jahren gestorben.

Gearbeitet hat er bis zuletzt. Für 2014 ist die Veröffentlichung seines neuen Albums geplant: The Best Is Yet to Come. Das Album ist weitgehend fertiggestellt, darauf befinden sich Kooperationen mit Stevie Wonder. Ein weiteres Mosaik eines rund 30 Alben umfassenden künstlerischen Erbes. (Karl Fluch, DER STANDARD, 30.6.2014)