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Oscar Tabarez empfindet die Strafe gegen Suarez als "überzogen" und spricht von einem "rücksichtslosen" Vorgehen.

Foto: EPA/MARCELO SAYAO

Rio de Janeiro - Uruguay-Trainer Oscar Tabarez hat den Fußball-Weltverband FIFA wegen der gegen Luis Suarez verhängten Sperre scharf kritisiert. Auf einer Pressekonferenz am Freitag sprach der 67-Jährige von einer "überzogenen" Strafe und einem "rücksichtslosen" Vorgehen. Die FIFA hat den Stürmer wegen seiner Beißattacke gegen den Italiener Giorgio Chiellini für neun Länderspiele gesperrt und ein viermonatiges Fußballverbot ausgesprochen.

Auf der bemerkenswerten Pressekonferenz in Rio de Janeiro einen Tag vor dem Achtelfinalspiel seiner Mannschaft gegen Kolumbien (22.00 Uhr MESZ) meinte Tabarez in einem fünfzehnminütigen Monolog, die FIFA habe Suarez zum "Sündenbock" gemacht.

"Entscheidung überzogen hart"

Tabarez sagte, er und sein Trainerstab wären davon ausgegangen, dass für die Aktion sowohl Suarez als auch Chiellini bestraft würden. "Aber wir haben nie mit der Entscheidung gerechnet, wie sie jetzt getroffen wurde, und dass sie so überzogen hart sein würde", erklärte er. Dann griff er die internationalen Medien frontal an: "Die Medien haben sich nur darauf konzentriert, was in der Vergangenheit passiert ist, und so die Entscheidung beeinflusst."

Auch FIFA-Boss Sepp Blatter wurde von Tabarez indirekt angesprochen: "Wir alle wissen, wo die Macht liegt - in den Händen des Organisators", sagte er.

"Kein Verbrechen"

"Ich verteidige nichts, und ich sage nicht, dass es keine Strafe geben sollte", so Tabarez. "Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass man einen zum Sündenbock macht." Der Trainer betonte, dass Suarez auf die volle Unterstützung des uruguayischen Fußballverbandes zählen könne. Der Spieler habe "einen Fehler" begangen, aber "kein Verbrechen".

Bevor er die Pressekonferenz im Maracana-Stadion verließ, ohne eine Frage zum anstehenden Spiel zu beantworten, teilte Tabarez mit, dass er als Reaktion auf die Sperre außerdem seine Ämter in der Strategie-Kommission und der Technischen Studien-Gruppe der FIFA niederlegen werde. Er könne nicht mehr mit Leuten zusammenarbeiten, die andere Werte vertreten würden als er, sagte er. Von den uruguayischen Journalisten bekam der Coach Applaus für seinen Auftritt. (APA/Reuters, 28.6.2014)