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Einmal für Android oder iOS entschieden, fällt der Wechsel schwer.

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Einer Sache kann man sich bei Präsentationen zu Android oder iOS sicher sein, nämlich dass sofort Vergleiche mit dem jeweilig anderen Betriebssystem gezogen werden. Dort wird smarteres Multitasking geortet, an anderer Stelle werden die Notifications für deutlich besser befunden und ansonsten ist das jeweilige OS überhaupt um Welten voraus. Befeuert werden diese Vergleiche und Diskussionen von den Unternehmen selbst.

Spott von Apple und Google

Bei der Vorstellung von Android L spottete etwa Sundar Pichai, dass eigene Keyboards und Widgets bereits seit vier oder fünf Jahren bei Android zum Einsatz kommen. Aber auch Apple sparte nicht daran, die Konkurrenz zu verunglimpfen. Bei der WWDC ließ sich CEO Tim Cook zu der Aussage hinreissen, dass viele neue Kunden von Android kamen und ein solches Smartphone unabsichtlich gekauft hätten und danach auf der Suche nach einer besseren Erfahrung und einem besseren Leben gewesen wären.

Gräben, wo gar keine sind

So versuchen die Unternehmen Gräben zwischen iOS und Android zu ziehen, obwohl sich die beiden Betriebssysteme immer mehr gleichen. Apples Synchro zwischen iOS und OS X steht Android und Chrome OS gegenüber, Google Fit hat unterdessen mit HealthKit zu kämpfen, beides sind Entwickler-SDKs für Gesundheits-Apps. Bei einer Tatsache gleichen sich Apple und Google jedoch umso mehr, beide wollen ein Eco-System errichten, aus dem der Nutzer des jeweiligen Betriebssystems nicht mehr ausbrechen will oder kann.

Im Mittelpunkt das Smartphone

So tritt Apple mit iOS, Mac OS X, AppleTV, CarPlay und einer möglichen iWatch an, während Google mit Android, Chrome OS, Android TV, Android Auto und Android Wear den User für sich gewinnen will. Hat sich der Benutzer nämlich für eines der beiden Systeme entschieden, fällt ein Ausstieg schwer, da sämtliche Funktionen nur dann ausgereizt werden, wenn sich für ein Produkt des bereits gekauften Systems entschieden wird. Und im Mittelpunkt all dessen steht entweder das iPhone oder ein Android-Smartphone.

Amazon und Microsoft mit ähnlicher Strategie

Amazon strebt mit dem kürzlich vorgestellten FirePhone ähnliches an, auch hier dient das Smartphone als zentraler Knotenpunkt für sämtliche Amazon-Services. Auch Microsoft verfolgt ähnliche Strategie mit Windows Phone. Hat man sich nämlich einmal für ein Smartphone entschieden, greift man eher zu den Diensten, die man bereits von seinem Mobiltelefon kennt, etwa auch am Desktop oder Tablet.

Zwei Szenarien

Wozu diese Taktik der IT-Giganten führen wird, wird sich weisen. Einerseits ist es möglich, dass eine Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Plattformen künftig komplett untergraben wird, andererseits könnte es auch so kommen, dass es kein Problem mehr darstellen wird, ob mit einem Android- oder iOS-Smartphone ein Gerät gesteuert wird. Positiv-Beispiel hierfür ist etwa Googles Nest. Das vernetzte Thermostat soll nämlich sowohl von Apple- als auch Google-Geräten gesteuert werden, ohne etwaige Funktionen nur einer Plattform zuzuschreiben.

Eco-System überlebt Smartphone

Bis zu Apples WWDC und Googles I/O waren beide Hersteller darum bemüht, sich durch diverse Features von der Konkurrenz abzugrenzen. Nun drängen aber beide IT-Konzerne in neue Felder und gleichen die Nutzer-Erfahrung auf sämtlichen Geräten an. Ein Android- oder Apple-Smartphone wird wahrscheinlich nicht länger als ein paar Jahre verwendet, im jeweiligen Eco-System verleibt man jedoch deutlich länger. (red, derStandard.at, 28.06.2014)