Der Mittelweg hat ja in intellektuellen Kreisen keine gute Presse. Argumentative Entschiedenheit ist angesehen, über Mittelwegs-Wischiwaschi wird die Nase gerümpft. Aber auch der Volksmund weiß: "In Gefahr und in der Not bringt der Mittelweg den Tod."

Dabei ist es doch so: Einerseits habe ich immer recht. Andererseits haben Leute, die ganz anderer Meinung sind als ich, auch häufig "irgendwie" recht. Ich begegne immer wieder Diskussionen, bei denen man den einen genauso wie den anderen recht geben muss und es von daher naheliegt, die Wahrheit der einen Seite in die Wahrheit der anderen Seite zu integrieren. Argumente müssen nicht falsch sein, um dennoch nur eine Partialwahrheit darzustellen, Partialwahrheit kann aber oft auch Totalfalschheit bedeuten.

Paradox, oder auch erschreckend, ist in diesem Licht aber Folgendes: Wenn es offenkundig durchaus viele Möglichkeiten gibt, richtig zu liegen, warum schaffen es so viele Leute, dennoch total falsch zu liegen?