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Seit März 2014 wird am "Forschungsgerinne" zwischen Donau und Donaukanal gearbeitet.

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Hier soll künftig unter anderem untersucht werden, warum sich die Donau schneller in den Untergrund frisst als Modelle aufzeigen.

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Wien - Kurz nach der Abzweigung des Donaukanals von der Donau in Wien-Brigittenau graben derzeit Bagger eine Verbindung zwischen den Gewässern, die etwa so viel Wasser führen kann wie durchschnittlich der Kamp. Der Zweck: ein künstlicher Fluss und ein Wasserbaulabor. Dort soll unter anderem untersucht werden, warum sich die Donau schneller in den Untergrund frisst als berechnet, ob Strombojen als "moderne Wasserräder" in manchen Flussabschnitten eine umweltfreundliche Alternative zu Staukraftwerken sind und wie man verhindern kann, dass sich Stauräume mit Sand und anderen Ablagerungen füllen.

Ökologische Nachhaltigkeit

Das vorrangige Ziel des Projektes ist die wissenschaftliche Untersuchung, wie man den Fluss etwa zur Energieversorgung und als Transportweg möglichst umweltfreundlich nutzen kann, erklärt Helmut Habersack vom Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Derzeit sei es etwa ein großes Problem, dass sich das Flussbett an manchen Stellen rasch eintiefe und anderswo stark verlande. Dadurch werde die Schifffahrt eingeschränkt und Kraftwerke würden Stauraum verlieren.

Der künstliche Fluss soll von einem etwa elf Meter breiten Einlass aus der Donau gespeist werden, wo ein Rechen verhindert, dass Fische oder Treibgut hineingelangen. Der Bereich, in dem die Forscher ihre Versuche aufbauen und durchführen werden, soll etwa 30 Meter lang und fünf Meter breit sein. Maximal zehn Kubikmeter Wasser können pro Sekunde durchgeleitet werden, so Habersack.

Dank Gefälle ohne Pumpen

Weil das Verbindungsstück von Donau und Donaukanal ein Gefälle von drei Metern aufweist, komme man komplett ohne Pumpen aus, so Habersack. Das Bauwerk soll zwar schon dieses Jahr fertiggestellt werden, später würden aber noch eine Fischaufstiegshilfe und ein überdachtes Wasserbaulabor dazukommen.

Bei Fischtreppen will Habersack gemeinsam mit Biologen untersuchen, wie viel Wasser sie führen müssen, damit sich die Fische an der Strömung orientieren und sie als möglichen Weg erkennen können. Bis jetzt gäbe es zu der sogenannten Lockströmung kaum wissenschaftliche Daten. "Wir wollen dies objektivieren, denn für die Energiewirtschaft geht es hier um viel Geld", so der Wasserwirtschafter. Denn Kraftwerksbetreiber wollen möglichst viel Wasser über die Turbinen leiten, um Energie zu gewinnen, und es wäre gut zu wissen, wie viel davon sinnvollerweise über die Fischtreppe fließen sollte.

Sediment "remobilisieren"

Auch die Ablagerungen von Sand und anderen Sedimenten sei für die Kraftwerke weltweit ein Problem. Man rechne damit, dass im Zeitraum von 2030 bis 2080 vier Fünftel der Stauräume damit angefüllt sein werden, so Habersack. Die Donau würde etwa im Jahr zusätzlich zu den 350.000 Kubikmetern Geschiebe rund drei Millionen Tonnen Schwebstoffe transportieren. "Wir werden im Forschungsgerinne auch Sedimentationsversuche machen, das heißt, wir lassen natürliches Donauwasser mit seinem Feinmaterial herein und sperren ab, sodass dieses absinkt." Dann würde man versuchen, wie man das Sediment "remobilisieren" kann, damit es wieder ins Unterwasser kommt.

Der Forscher will auch "Strombojen" als Alternative zu Staukraftwerken testen, denn das Aufstauen sei aus Umweltschutzgründen nicht überall möglich und sinnvoll. Ein österreichischer Erfinder habe Schwimmkörper mit Rotoren entwickelt, die man als ökologisch orientierte Nischenlösung einsetzen könnte. Im Forschungsgerinne soll ausprobiert werden, bei welchen Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten sie gut funktionieren und mögliche Auswirkungen auf die Gewässersohle oder die Fische erkennen.

2,6 Mio. Euro EU-Förderung

Abgeschlossen müssen die Bauarbeiten noch in diesem Jahr werden. Dann geht auch das EU-Projekt zu Ende, mit dem der 2,6 Millionen Euro teure Bau großteils finanziert wird. Es handelt sich dabei um ein internationales Projekt, an dem auch die Technische Universität Budapest beteiligt ist. Außer den unmittelbaren Projektpartnern würden das Forschungsgerinne und das Wasserbaulabor, das in den nächsten Jahren errichtet werden soll, auch dem Bundesamt für Wasserwirtschaft zur Verfügung stehen. Auch ein Schaulabor sei geplant, wo Jugendliche mit Modellen Versuche zum Hochwasserschutz und anderen Themen machen können. (APA/red, derStandard.at, 30.6.2014)