München - Die deutsche Kulturstiftung der Länder fordert bei der Suche nach Raubkunst der Nationalsozialisten ein größeres Engagement deutscher Kunsthändler. Auch Händler und Auktionshäuser stünden bei der Aufklärung in der Pflicht, sagte die Generalsekretärin der Stiftung, Isabel Pfeiffer-Poensgen, am Montag im Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München.

"Leider sind die Türen des Kunsthandels für die Forscher oft verschlossen", sagte sie bei einem Kolloquium zu Nazi-Raubkunst und Provenienzrecherche. "Wenn der Kunsthandel seine Türen öffnen würde, wäre das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft." Das Münchner Auktionshaus Neumüller, das seine Nazi-Vergangenheit von einer Wissenschaftlerin aufarbeiten ließ und die Ergebnisse im Jahr 2012 präsentierte, sei noch immer eine rühmliche Ausnahme, sagte Pfeiffer-Poensgen.

Uwe Hartmann, Leiter der Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin, bekräftigte seine Forderung nach einem Fonds nach dem Vorbild der Zwangsarbeiterentschädigung, in den Kunsthändler einzahlen, damit mehr Geld für die Herkunftsforschung zur Verfügung stehe.

Fall Gurlitt sorgt für großes Interesse am Thema

Beim ersten Kolloquium zum Thema vor vier Jahren in München sei die Teilnehmerzahl noch überschaubar gewesen, sagte die Kunsthistorikerin Meike Hopp. Am Montag waren Experten aus Frankreich und den USA angereist, der Hörsaal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Ein Grund für das große Interesse dürfte der Fall Cornelius Gurlitt sein, der das Interesse an Nazi-Raubkunst in die Höhe schnellen ließ. Die Leiterin der Taskforce "Schwabinger Kunstfund", Ingeborg Berggreen-Merkel, die einen Rückblick auf den Fall präsentierte, bezeichnete ihn als "Urknall".

Nazi-Raubkunst zu finden und den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, sei eine gesellschaftliche Verantwortung, sagte Berggreen-Merkel. "Diese grauenvolle Zeit ist Teil unserer Geschichte und damit unsere Verantwortung." Sie hoffe, dass der Fall des Münchner Kunstsammlers, der im Mai dieses Jahres starb und vorher zusammen mit seiner millionenschweren Kunstsammlung monatelang im Zentrum einer hitzigen Debatte stand, andere private Kunstsammler zum Nachdenken anrege. "Wenn es etwas Positives gibt, dann vielleicht, dass die Einigung mit Herrn Gurlitt ein Zeichen für andere ist, denselben Schritt zu tun." (APA/dpa)