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Papageifische, von denen es etwa 90 verschiedene Artn gibt, spielen eine zentrale ökologische Rolle in Riffen.

Foto: AP Photo/Wilfredo Lee

Miami - Mehr als die Hälfte der Korallenriffe in der Karibik sind laut einer aktuellen Studie der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) seit 1970 verschwunden. Und der Trend hält an: Die meisten übrigen Riffe drohen in den nächsten 20 Jahren abzusterben. Schuld seien jedoch weniger die Folgen des Klimawandels als vielmehr der starke Rückgang an Papageifischen und Seeigeln, so die IUCN.

Bislang unterschätzter Faktor

Bisher sei dafür vor allem der Klimawandel für das Absterben der Riffe verantwortlich gemacht worden, erklärte der IUCN-Direktor für Meeres- und Polarforschung Carl Gustaf Lundin. Langzeituntersuchungen an 90 Korallenriffen in der Karibik zeigten aber, dass vor allem der Verlust an Unterwasser-Weidegängern diesen komplexen maritimen Ökosystemen zu schaffen mache. Als Weidegänger werden Tiere bezeichnet, die auf großen Flächen Pflanzen abgrasen - in den Meeren sind dies vor allem Algen.

Extreme Überfischung habe die Papageifische an den Rand des Aussterbens gebracht. Ursache eines Massensterbens von Seeigeln im Jahr 1983 wiederum sei eine bisher nicht näher erforschte Krankheit gewesen. Um die Korallenbestände zu retten, müsse man es vor allem den Populationen dieser beiden wichtigsten Arten von Unterwasser-Weidegängern ermöglichen, wieder stark zu wachsen.

Es lässt sich etwas tun

Zu den Ergebnissen der Studie, mit der 90 Experten drei Jahre lang beschäftigt waren, gehöre daher auch eine "ermutigende Nachricht", erklärte Lundin: "Das Schicksal der karibischen Korallenriffe liegt nicht außerhalb unserer Kontrolle, sondern wir könnten mit konkreten Schritten ihre Erholung fördern." Dazu gehöre in erster Linie der Schutz der Riffgebiete in der Karibik vor weiterer Überfischung.

Die Studie zeige, dass Gebiete, in denen Papageifische gut geschützt sind, noch weitgehend gesunde Korallenriffe hätten. Dazu gehörten Meeresschutzgebiete im Golf von Mexiko sowie vor Bermuda und Bonaire. Hingegen seien "tragische Rückgänge" der Korallenriffe in Gebieten zu verzeichnen, in denen die Fische in Massen gefangen werden. Dazu gehörten weite Teile Floridas sowie Jamaika und die Virgin Islands.

Die Karibik beherbergt neun Prozent der weltweiten Korallenbestände. Durch ihre Nutzung für den Tourismus sowie für die Fischerei sind sie bislang noch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Laut IUCN tragen sie so wesentlich zum Lebensunterhalt von 43 Millionen Menschen bei. (APA/red, derStandard.at, 2. 7. 2014)