London/Tokio/Washington - Es ist vermutlich immer noch nicht das letzte Wort zur Sache, aber doch eine weiterer Abgesang auf eine Studie, die zunächst für so viel positives Aufsehen sorgte - fünf Monate ist das erst her. Doch nun hat die britische Zeitschrift "Nature" die Veröffentlichung der japanischen Studie zur Verjüngung von Zellen mit Säure zurückgezogen.

Wissenschafter um Studienerstautorin Haruko Obokata hatten Ende Jänner berichtet, dass sie unter anderem mit Zitronensäure Körperzellen neugeborener Mäuse in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt hätten. Diese sogenannten STAP-Zellen könnten sich wieder in nahezu jeden Zelltyp entwickeln, schrieb das Team damals. Eine solche Zellverjüngung hatten Forscher bis dahin nur mit genetischer Manipulation erreicht.

Der Anfang vom Ende

Allerdings entdeckte das japanische Riken-Institut, an dem die meisten beteiligten Wissenschafter forschen, dass Aufnahmen in der Studie solchen aus der Doktorarbeit von Obokata aus dem Jahr 2011 ähnelten. Das renommierte Institut beschuldigte die Forscherin der Manipulation oder zumindest Schlamperei und kündigte an, die Studienresultate in Labortests zu überprüfen, was ein Jahr dauern werde. Die 30-Jährige hatte sich noch im April auf einer live übertragenen Pressekonferenz gegen die Vorwürfe verteidigt, allerdings auch Fehler bei der Bildverwendung  eingeräumt.

Nun listen die beteiligten Forscher, darunter auch Obokata, in einer Mitteilung an "Nature" Irrtümer in den beiden Papers auf und entschuldigen sich dafür. Sie könnten nicht zweifelsfrei sagen, ob die von ihnen geschilderten Phänomene echt seien. "Laufende Studien untersuchen das Phänomen neu, aber angesichts der umfangreichen Natur der bisher gefundenen Fehler halten wir es für angemessen, beide Artikel zurückzuziehen", schreiben sie.

"Nature" gibt sich selbstkritisch

"Nature" selbst betonte in einem Kommentar, die Zeitschrift habe die Studie von Gutachtern prüfen lassen. "Obwohl Herausgeber und Gutachter die verhängnisvollen Fehler in dieser Arbeit nicht hätten erkennen können, hat dieser Vorgang Schwächen in den Abläufen von "Nature" und der mit uns veröffentlichenden Institutionen aufgezeigt." Die Qualitätsprüfung werde nun verbessert - auch um sicherzustellen "dass das Vertrauen von Bürgern in Wissenschaft nicht betrogen wird". (APA/red, derStandard.at, 2. 7. 2014)