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Tim Howard arretiert Brazuca. 16 von 18 Bällen, die im Spiel der USA gegen Belgien auf sein Tor kamen, konnte der 35-Jährige parieren. Die zweite Ehrung als "Man of the Match" war hochverdient.

Foto: apa/haider

Wien - Neymar natürlich, selbstverständlich Lionel Messi, Thomas Müller, Karim Benzema und Jungstar James Rodríguez aus Kolumbien - die Aufzählung der bisherigen Stars der WM fällt nach 56 von 64 Partien nicht schwer, ist aber, bliebe es bei diesem Quintett, nie und nimmer komplett. Die meisten Stars fanden sich nämlich nicht als Gefahrenherd vor, sondern als eine Art Lebensversicherung in den Toren.

Obwohl die Endrunde in Brasilien zu einer der trefferreichsten der Neuzeit zählt - die Ausbeute von Südafrika wurde bereits deutlich übertroffen -, wurden überdurchschnittlich viele großartige Torhüterleistungen geboten.

16 von 18

Unbelohnt blieb zuletzt jene von Tim Howard, der im letzten Achtelfinale den Belgiern beinahe den Nerv zog. Der 35-jährige US-Routinier des FC Everton wehrte 16 Versuche zum Teil spektakulär ab und stellte sein Gegenüber, Thibaut Courtois, in den Schatten, obwohl der von Chelsea an Atlético Madrid verliehene Jungstar wie schon in der Vorrunde ebenfalls ausgezeichnet fing.

Howard wurde zum "Man of the Match" erkoren, vier seiner Kollegen ward diese Auszeichnung im Achtelfinale ebenfalls zuteil. Insgesamt waren bisher neun Goalies "Man of the Match", Howard, Keylor Navas von Costa Rica und der Mexikaner Guillermo Ochoa sogar je zweimal. Auszeichnungen erhielten zudem Italiens Gianluigi Buffon, Júlio César von Brasilien und kurioserweise der Algerier Raïs M'Bolhi, der nach dem Achtelfinale gegen Deutschland trotz unsicheren Beginns dem überragenden "Aushilfslibero" Manuel Neuer vorgezogen wurde.

Auszeichnungen verdient hätten sich auch schon Kolumbiens David Ospina oder Frankreichs Kapitän Hugo Lloris. Der äußerst gewandte Chile Claudio Bravo ist zwar schon aus dem Rennen, verdiente sich aber auch mit seinen WM-Leistungen einen Vertrag beim FC Barcelona. Um Mexikos Ochoa buhlen inzwischen mehrere Großvereine.

Alle Genannten pflegen zwar unterschiedliche Stile und sind natürlich höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, verhaltensauffällig, wie manche ihrer berühmten Vorgänger, sind sie aber allesamt nicht. Die Anforderungen des Spiels - die immer schwieriger zu handhabenden Bälle, die Klasse der Angreifer - erlauben keine Allüren mehr, keine Extravaganzen, keine übertriebenen Emotions- oder Aggressionsausbrüche.

Iker Casillas war ein Schlussmann, wie er gefordert wäre. Umso tragischer, dass der Welt- und Europameister in Brasilien quasi die Regel der starken Torhüterleistung durch seine Patzer bestätigte. Dabei geholfen hat dem fünfmaligen Welttorhüter der Russe Igor Akinfejew, der mit seinen 28 Jahren im Gegensatz zum 33-jährigen Spanier sportlich noch nicht am Ende ist. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 3.7.2014)