Bild nicht mehr verfügbar.

Google löscht Links aus seinem Suchindex - britische Medien kritisieren die Zensur als Angriff auf die Pressefreiheit.

Im Juni hat Google damit begonnen, Links aus seinen Suchergebnissen zu löschen. Das Unternehmen setzt damit ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) um, das eine strengere Durchsetzung der Datenschutzrichtlinie vorsieht - bekannt als das "Recht auf Vergessen". Nun wurden mehrere Links auf europäische Nachrichtenseiten gelöscht - Medien sehen darin einen indirekten Angriff auf die Pressefreiheit.

Britische Medien betroffen

Sowohl der britische "Guardian", "The Daily Mail" als auch die BBC berichten, dass Google sie über die Löschung von Links auf einige Nachrichten aus dem Suchindex informiert habe. Betroffen sind unter anderem Artikel über den ehemaligen schottischen Premier-League-Schiedsrichter Dougie McDonald, der nach scharfer Kritik an seinen Spielentscheidungen zurückgetreten war, und über Stan O'Neal, ehemaliger Chairman von Merrill Lynch, der für die hohen Verluste des Unternehmens verantwortlich gemacht worden war.

Keine Auskunft über Gründe

Die betroffenen Seiten erhalten von Google eine automatisierte Nachricht, welche Links aus den Suchergebnissen gelöscht wurden. Allerdings gibt es keine Information über die genauen Gründe. "Guardian"-Autor James Ball geht davon aus, dass noch viele weitere folgen, "wenn die Reichen und Mächtigen ihr Online-Image aufpolieren wollen, zweifellos mit der Hilfe einer Reihe neuer 'Reputation Management'-Firmen ..."

Google-Nutzer in der EU würden nun nicht mehr das Wichtigste über eine Person finden, sondern nur jene Informationen, die jemand nicht verstecken will. Das sei eine indirekte Kampfansage an die Pressefreiheit. Für Medien gebe es keine Möglichkeit, Beschwerde gegen die Löschung einzulegen. Google selbst ist kein Befürworter des Urteils, muss dieses aber umsetzen.

Inhalte nicht verschwunden

Das EuGH-Urteil sieht vor, dass ein "Ausgleich" zwischen dem Zugang zu Informationen und den persönlichen Grundrechten gefunden werden muss. So muss auch ein öffentliches Interesse beachtet werden. Google löscht allerdings nur jene Ergebnisse, die von den betroffenen Personen angegeben wurde: also nur die exakten Links, die unter einem bestimmten Suchbegriff gefunden wurden. Googelt man die Inhalte unter anderen Begriffen, tauchen diese weiterhin auf. Über die US-Seite von Google oder etwa die alternative Suchmaschine Duckduckgo werden die Ergebnisse nicht zensuriert.

Die britischen Medien fordern Branche und Nutzer nun auf, sich gegen das Urteil zu wehren - durch rechtliche Schritte und die Nutzung anderer Suchmaschinen. (br, derStandard.at, 3.7.2013)