Bild nicht mehr verfügbar.

FPÖ-Obmann Strache ist mit 205.000 Likes der beliebteste österreichische Politiker auf Facebook.

Foto: AP/Rubra

Bei knapp über 7.000 Facebook-Likes hält Frauen- und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Trotzdem schaffte es ein Posting der Sozialdemokratin, mehr als 18.000 Kommentare und die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen:  Die "kleine Lernhilfe für Andreas Gabalier", in der Heinisch-Hosek per Taferl auf die neue Version der Bundeshymne hinwies, sorgte für einen klassischen Shitstorm. Auch Morddrohungen und derbe Beschimpfungen gegen die Politikerin fanden sich unter den Postings, die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Es folgte eine – im Vergleich zum Shitstorm selbst – leise, kurze Debatte über digitale Empörungswellen und die richtige Handhabung von Politiker-Profilen auf Social Media. Erfahrungen damit hat FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache: Von den heimischen Politikern hält kein zweiter bei so vielen Likes wie er, 205.000 Menschen haben beim Profil des Freiheitlichen auf "Gefällt mir" gedrückt.

Kontroversen

Schon öfters sorgte Straches Facebook-Seite für Aufregung: Ab und zu standen seine Postings selbst im Mittelpunkt, beispielsweise eine umstrittene Karikatur, die von Kritikern als antisemitisch bezeichnet wurde. Immer wieder ging es aber um die Nutzer und fehlende Moderation: So wurde einem jungen Oberösterreicher Wiederbetätigung auf Straches Facebook-Seite vorgeworfen, er wurde später freigesprochen. Die FPÖ spricht in diesem Zusammenhang, etwa in Form des ehemaligen Mediensprechers Harald Vilimsky, oft von "linken Fake-Accounts", hetzerische Postings würde man löschen und "an den Verfassungsschutz weiterleiten".

Moderation funktioniert nicht

Ein Blick auf aktuelle Kommentare auf Straches Facebook-Seite zeigt, dass diese Löschung nicht gut funktioniert. Etwa ganz aktuell: Am Mittwochabend postete Strache das Ergebnis einer Umfrage über Türkisch als Maturafach. Schon der dritte User-Kommentar lautet:

Foto: Screenshot
Screenshot
Screenshot

Die Rede ist von einer "faulen Türkenbrut", ein User "hasst diese rottzen" (sic!). Viele Debatten eskalieren dabei immer weiter, weil jene, die sich von den Kommentaren oder Straches Aussagen angegriffen fühlen, weiter Öl ins Feuer gießen:

Foto: Screenshot

Von einer Moderation durch die Betreiber der Facebook-Seite fehlt jede Spur. Gegenseitige Drohungen und Beschimpfungen in vollem Namen sind keine Seltenheit, manche Nutzer haben dabei ihre Profile so eingestellt, dass auch die Wohnadresse oder Telefonnummer öffentlich einsehbar ist.

Auch ältere Postings betroffen

Dass die Beiträge einfach aufgrund ihrer Aktualität noch nicht gelöscht wurden, scheint aufgrund älterer Postings eher unwahrscheinlich. So veröffentlichte Strache am 28. Juni, also vor rund einer Woche, einen Artikel über jenen psychisch erkrankten Asylwerber, der aufgrund seiner Schizophrenie Vandalenakte in Kirchen durchgeführt hatte.

Foto: Screenshot

User: Stiege von Moscheen als Toilette benutzen

Die Kommentare unter dem Eintrag dürften zumindest in die Nähe des Tatbestands der Verhetzung fallen: Da schlagen User vor, sich auf der Donauinsel zu treffen, um die Stiegen einer Moschee als Toilette zu nutzen. Ein anderer will die "Wi*er" und "Affen" mit einem Boot retour über das Mittelmeer schicken.

Foto: Screenshot

Der Vergleich von Afrikanern mit Affen zieht sich durch die Postings: Der Asylwerber solle sich auf seine "Bananenbäume heimschleichen"; wenn "das Hurenkind" das im Kongo mache, würde er geköpft werden. Oder: "Das Gesindel gehört wie Sondermüll entsorgt."

Foto: Screenshot
Foto: Screenshot

Selbst Postings zur WM sorgen für Hasspostings

Selbst an und für sich harmlose Statusmeldungen Straches über die Fußball-WM, in denen er etwa Deutschlands Torhüter Manuel Neuer lobt, provozieren gehässige Kommentare. Da wird Neuer als "Schwuchtel" und "warmer Bruder" bezeichnet, während andere davon sprechen, dass "Deutschland und Österreich" zusammengehören. Das Nationalteam Algeriens, Gegner der Deutschen im Achtelfinale, wird als "Islamistenpack" bezeichnet:

Foto: Screenshot

FPÖ: "Seite lebt von Kommentaren"

In der FPÖ ist man sich des Problems bewusst. Man habe mit solchen Postings "keine Freude", erklärt die FPÖ-Pressestelle auf Anfrage des STANDARD. Allerdings fehlten Ressourcen, um mit der Menge der Postings zurechtzukommen. Zudem sei momentan die dafür verantwortliche Person auf Urlaub.

"Aufgrund der Menge kann immer etwas durchrutschen", sagt Pressereferent Martin Glier. Die Kommentarfunktion abdrehen möchte er nicht: "Zensur ist auch schwierig - und die Seite lebt von den Kommentaren." Man rufe aber immer wieder dazu auf, hetzerische Postings zu unterlassen. (Fabian Schmid, derStandard.at, 4.7.2014)