Ob das, was drinnen schwimmt in solch kapitaler Größe auch im Kvarner vorkommt, jenem nordöstlichsten Adriazipfel, der direkt vor dem Fenster herschwappt, scheint unwahrscheinlich: Derart spektakuläre Branzins und Oraden, wie sie im Aquarium des Restaurants Bevanda ihre Runden drehen, wird man in freier Wildbahn eher kaum noch zu Gesicht bekommen.

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Ändert aber nichts daran, dass jene, die eifrig den ökologischen Tod der Adria herbeischreiben, dies offensichtlich nur in Unkenntnis dessen tun können, was sich dem frühsommerlichen Badegast am Kvarner darbietet. Wenn da am schütter besetzten Felsstrand von Opatija Volksschulkinder nicht nur Krabben, Garnelen und allerhand Kleinfische mit dem Spielzeugnetz aus dem Wasser holen, sondern gar einen tintensprühenden Kalmar in durchaus verzehrfähiger Größe herausfischen, während draußen die Großtanker in den Hafen von Rijeka einlaufen, dann kann es um die Wasserqualität nicht ganz so dramatisch bestellt sein.

Auch die kleinen, oft nur von ein, zwei Mann bedienten Fischerboote, die allmorgendlich vom Hotelfenster aus zu beobachten sind, deuten darauf hin, dass die Fischerei hier noch nachhaltiger funktioniert als in vielen anderen Gegenden des Mittelmeers.

Delfine zum Frühstück

Was aber am meisten beeindruckt, ist die Schule Delfine, die beim Frühstück in Schwimmweite an den riesigen, komplett zu öffnenden Fenstern des Speisesaals vorbeizieht, während man sich drinnen an hausgemachten Croissants und ganz hervorragendem Brot aus dem Holzofen erfreut, den man sich in diesem so hypermodern hergebauten Restaurant samt Zehn-Zimmer-Hotel aufs Erste gar nicht erwartet hätte.

Erste Reihe fußfrei liegt das Bevanda am Kvarner: Zum Frühstück grüßen Delfine, und zum Nachtmahl sorgt die Bucht von Rijeka für passende Abendbeleuchtung.
Foto: Bevanda

Das vor ein paar Monaten wiedereröffnete Bevanda ist das jüngste Relais & Châteaux-Haus in Istrien. Der Name Bevanda steht schon seit 1971 für die vielleicht exklusivste Adresse für guten Fisch in Opatija, seit ein paar Jahren ist es an neuer Adresse direkt am Lungomare, mit 180-Grad-Blick auf die Bucht daheim. Die luxuriösen Zimmer, mit uneinsehbarem Balkon zum Meer und allerhand Goodies wie Illy-Espressomaschine, Jacuzzi-Badewanne und Regenwald-Dusche, kamen heuer dazu. Für die Zukunft ist ein privater Bereich samt Pool am nebenan gelegenen Felsenstrand geplant.

Dabei wirkt das Haus wie zugeschnitten auf die Eigner jener ebenso gierig wie vornehm blubbernden Motoryachten, die sich an der nebenan gelegenen Tankstelle mit dem nötigen Stoff volllaufen lassen - und die sind auf noch so exklusive Hotelbadeplätze bekanntlich nicht angewiesen. In diesem Sinn ist auch das Angebot des Bevanda an Leider-nein-Yachteigner zu verstehen: Ab diesem Sommer soll es ein privates Motorboot geben, das den Gästen für Tagesausflüge in den Kvarner und zu den gegenüberliegenden Inseln zur Verfügung steht.

Ein Saal fürs Tartare

Das Restaurant, ein wahrhaft spektakulärer Saal mit hochmodischen Sesseln (die aber gefährlich danach aussehen, als ob sie schon kommenden Sommer altmodisch wirken könnten), ist ganz auf lokale Produkte fokussiert - sogar das unvermeidliche Tunfischtartare kommt von in der Adria gefangenen Exemplaren.

Viel lohnender sind aber die Köstlichkeiten aus der Bucht selbst, ein unheimlich frisch und doch diskret angemachtes Scampi-Tartare etwa oder die duftige klare Fischsuppe mit Safran. Bei den Hauptspeisen sollte man wie stets in Kroatien die allzu kompliziert und „bearbeitet“ wirkenden Gerichte (etwa die "Adriatic Lobster and John Dory Fish Terrine in Crispy Dough with Caviar") meiden und stattdessen nach Traditionellem wie der "Gregada" (einem im Holzofen gegarten Schmortopf mit allerhand Edelfisch, Scampi und Muscheln in Natursaft) Ausschau halten. (Severin Corti, Album, DER STANDARD, 05.07.2014)