Ob der Grimmepreis-"Tatort" für den Emmy nominiert ist, muss strikt geheim bleiben.

Wien – Hat Sabine Derflingers Grimmepreis-gekrönter Tatort Chancen auf einen Emmy? Tita von Hardenberg sieht sie intakt: "Theoretisch ja", sagt die TV-Moderatorin und Produzentin. "Beim Krimigenre gibt es allerdings harten Wettbewerb", schränkt Elmar Kruse, Chef der deutschen Major Entertainment, ein. "Manche sagen sogar, der Tatort funktioniert nur im deutschsprachigen Raum", fügt Hardenberg hinzu.

Die beiden sind Juroren beim Semifinale der Emmy Award für internationale Produktionen am Mittwoch im Wiener Palais Schönburg. Zu sehen bekommen sie die Tatort-Folge an diesem Tag allerdings nicht. Produktionsland und Veranstaltungsort dürfen nicht ein und dasselbe sein.

Wie überhaupt sehr vieles bei den Emmys ziemlich strikt abläuft. Über die Einreichungen ist absolutes Stillschweigen zu wahren. "Das sind ganz strenge Regeln", sagt Beatrice Cox-Riesenfelder, Chefin der ORF Enterprise, die das Event zusammen mit IMZ und Graf Film ausrichtet. Wer sie bricht, wird "sofort ausgeschlossen", sagt Nathaniel Brendel, der den Wettbewerb organisiert und eigens nach Wien angereist ist.

Gala im November

Rund 1000 Einreichungen sichten Brendel und Mitarbeiter der New Yorker Academy of Television Arts & Society, bevor die Produktionen in einem mehrstufigen Prozedere ausgesiebt werden und in die in 17 Städten weltweit ausgetragenen Semifinale gelangen, woraus schließlich die Nominierungen hervorgehen. Die Juroren in Wien bewerten englischsprachige und Dokus aus Asien, Afrika und dem Mittleren Osten sowie Filme, Serien und Schauspiel aus Lateinamerika.

Die Nominierten werden am 13. Oktober bekanntgegeben, die Sieger am 24. November in einer großen Gala in New York gekürt. Im Vorjahr war Das Wunder von Kärnten unter den Gewinnern, von ORF, ZDF und Graf Film produziert. Erstmals entscheidet das Gremium in Österreich in der Kategorie Spielfilm. Für Wunder-Produzent und Juror Klaus Graf ist dies "ein klares Signal", dass Österreichs Einfluss auf die internationale Fernsehszene wachse.

Bis zu sieben Stunden sichten die Juroren. Sie tun das ohne Honorar, sogar die Flüge zahlen sie selbst. "Zum Netzwerken" kommt Hardenberg und um sich eine Übersicht über den Markt zu verschaffen: Eine südkoreanische Wissenschaftsdoku ist ihr besonders aufgefallen.

Am Abend gibt es eine große Gala mit Promis der Branche. Mit dabei ist der Brite Andrew Winter, Juror und Vorjahressieger mit einer Doku über Freddie Mercury. Winter dreht Musikerporträts. Was hat der Preis gebracht? "Es ist definitiv leichter, die Stars zum Mitmachen zu überzeugen", sagt Winter. Das sieht übrigens auch Sabine Derflinger so, mailt sie dem Standard: "Jeder Preis ist eine große Freude, und je gewichtiger er bewertet wird, umso größer wird der Handlungsspielraum für künftige Projekte." (Doris Priesching, DER STANDARD, 4.7.2014)