"Video killed the radio star" hieß es mal - mittlerweile braucht das einst boomende Format selbst einen Nachruf.

Foto: derStandard.at/Lewkowicz

Wien - Hochzeitsvideos, Kleinkinder, die auf Wiesen herumturnen oder Eindrücke von Urlaubsreisen: Die Österreichische Mediathek ist im Zuge eines Forschungsprojekts auf der Suche nach privaten Videoaufnahmen, die das Leben in Wien und die Bewohner der Stadt dokumentieren. Da die Videokassette als Medium "akut bedroht" sei, werden die Aufnahmen digitalisiert und für Forschungszwecke bereitgestellt.

Da Videokassetten aufgrund von kaum noch erhältlichen Abspielgeräten, Schäden an den Kassetten oder schlicht wegen Bandsalats zunehmend ein gefährdetes Medium darstellen, sucht das vom Wiener Wissenschafts- Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) finanzierte Projekt "Wiener Video Rekorder" Aufnahmen von Privatpersonen. Die Bandbreite soll dabei von den Anfängen der Videotechnologie in den frühen 1980er-Jahren bis in die Gegenwart reichen. Ziel ist es, Ereignisse auch aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Perspektiven zu beleuchten.

Digitalisierung gefährdeter Bestände

Einzige Voraussetzung: Die Aufnahmen müssen privat - also nicht mit dem Ziel der Veröffentlichung - gedreht worden sein. Gesucht werden sowohl die Dokumentation öffentlicher Ereignisse wie etwa Kulturveranstaltungen oder Demonstrationen in Wien, als auch Videos, die sich generell mit der Stadt und den Bewohnern beschäftigen. Bei privaten Aufnahmen gebe es häufig nur eine Kopie, daher seien sie besonders gefährdet, heißt es in der Beschreibung des Projekts der Mediathek, dem österreichischen Archiv für Tonaufnahmen und Videos aus Kultur- und Zeitgeschichte.

Die gesammelten Aufnahmen werden gesichtet und auf technische Kompatibilität geprüft, dann folgt die Digitalisierung. Falls gewünscht, erhalten Einreicher eine digitale Kopie zum Download bereitgestellt. Die Aufnahme wird katalogisiert und somit Teil der Sammlung und - je nachdem, für welche Nutzung sich die Urheber entschieden haben - auch für Forschungsprojekte etwa in den Bereichen Medienwissenschaften, Geschichte oder Sprachwissenschaften zur Verfügung gestellt.

Wer Videomaterial einreichen möchte, sollte sich am besten mit einem der Projektmitarbeiter der Mediathek in Verbindung setzen. Derzeit verwaltet das Archiv, das zum Technischen Museum Wien gehört, rund zwei Millionen Aufnahmen in verschiedenen Formaten. Die Datenträger werden in speziellen Räumen gelagert. Zur Langzeitsicherung werden die Aufnahmen mithilfe eines speziellen Systems digitalisiert und mehrfach gesichert in einem Massenspeicher-Verbund aufbewahrt. (APA, derStandard.at, 4. 7. 2014)