Ist das Rad, konkret das Fahrrad weg, macht man sich mitunter selbst auf die Suche. Frau A. machte.

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Die Unschuldsvermutung ist überflüssig. Denn Frau A. ist sicher, dass alles mit rechten Dingen zugeht: Simons Freundin heißt eben Simone. Die beiden wohnen in 1040 Wien - und teilen sich Handy und Mailadresse. Außerdem haben sie eine größere Fahrradsammlung, die sie - aus welchen Gründen auch immer - online verkaufen wollen: Da Frau A.s Mail an die Polizei keine Folgen hatte, wird - ja muss - das so sein.

Aber der Reihe nach: Frau A. wurde unlängst das Rad gestohlen. Sie erstattete Anzeige. Und suchte. Sie wäre, hatte der freundliche Polizist gesagt, nicht die Erste, die ihr Rad in einer Online-Privatanzeige wiederfände. Das wäre, so der Polizist, einer der erfolgversprechendsten Wege, Fahrraddiebe zu erwischen.

Potztausend

Frau A. fand zwar nicht ihr Rad, aber Simon. Oder Simone. "Ich verkaufe mein Fahrrad", stand da. Dann kamen Details, Preis, Mail- und Abholadresse. Frau A. klickte auf den Button "weitere Inserate dieses Anbieters". Potztausend: Simon und Simone offerieren gut ein Dutzend Bikes. Alle Inserate beginnen gleich: "Ich verkaufe mein Fahrrad."

Frau A. machte Screenshots, schickte die an die Polizei - und wartet seither. Doch nichts geschah: Simonund Simone bieten ihre Sammlung weiterhin online feil.

Supersauber

Und weil Frau A. sicher ist, dass die Polizei Hinweise wie ihren nicht ignoriert, sondern Simon, Simone und ihre Ware über die Plattformbetreiber überprüfte, ist sie nun beruhigt: sauber. Supersauber. Bestimmt. Und die Erde ist eine Scheibe. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 4.7.2014)