Die "Schauplatz"-Folge bewegte sich zwischen Moschee und Schrebergarten.

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Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet in jener Woche, in der sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek nach einem Posting zur gegenderten Bundeshymne mit einer ungebremsten Hasswelle im Netz konfrontiert sah, in einer "Am-Schauplatz"-Reportage zu sehen war, wie manche Österreicher mit allem umgehen, was ihnen fremd erscheint.

Ein islamisches Kulturzentrum und ein Asylwerberheim ließen 2005 den Volkszorn hochkochen. Doris Plank beobachtete, wie sich die Situation entwickelte, und legte gar manch’ hässliche Fratze von Herrn und Frau Österreicher frei. Dass sich eine Bürgergruppe gegen die Vereinnahmung durch die FPÖ wehren musste, gehörte zu den besonderen Gustostückerl der Folge.

Überfülltes Traiskirchen

Kommenden Donnerstag geht der "Schauplatz" in die zweite Folge.  Unter dem Titel "Nicht willkommen in Österreich" gestaltete Plank eine Langzeitdoku mit Szenen aus früheren Reportagen, um zu zeigen, wie sich die Lage der Flüchtlinge entwickelt hat. Entlarvend sind etwa die Bilder aus Traiskirchen. Überfüllt war das Lager vor elf Jahren genauso wie heute.

Bisweilen switcht die Spezialausgabe des "Schauplatz" etwas zu dynamisch zwischen den Zeiten. Der Gefahr der einseitigen Darstellung erliegt sie aber nicht. Denn auch die Neuankömmlinge haben ihre Urteile gefällt: „Wir sind hier nicht erwünscht“, sagte die ukrainische Asylwerberin Alina. Sie wartete sieben Jahre auf eine Aufenthaltsbewilligung. Nicht die Bevölkerung sei es, die sie hier nicht haben wolle, wendet ein österreichischer Freund ein. Es sei die Behörde.

Soviel Einblick in die österreichische Seele muss zumutbar sein, aber auszuhalten ist er nur schwer. (Doris Priesching, DER STANDARD, 5./6.7.2014)