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Wien - Der iranische Vizeaußenminister Abbas Araqchi hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach der Iran bei den Wiener Atomgesprächen einer Reduzierung der Anzahl der Uran-Anreicherungszentrifugen zugestimmt hat. Die in den Berichten genannten Zahlen seien ein "Produkt der Einbildung" sagte Araqchi nach Angaben der Nachrichtenagentur FARS von Freitag.

Am Donnerstag hatte die Nachrichtenagentur Reuters einen westlichen Diplomaten mit den Worten zitiert, Teheran habe die Zahl der Zentrifugen, über die es künftig verfügen will, gesenkt. Demnach habe der Iran signalisiert, sich auch mit weniger als 50.000 Zentrifugen zufriedenzugeben. Der westliche Diplomat hatte das iranische Angebot allerdings als völlig unzureichend bezeichnet.

Beeinflussung

Araqchi meinte, bestimmte Medien versuchten, das Klima bei den Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den 5+1 (fünf UN-Vetochmächte plus Deutschland) zu ruinieren und Spannungen zu erzeugen. Daher sollte man solche Berichte gar nicht beachten.

Der iranische Verhandlungsleiter, Außenminister Mohammad Javad Zarif, schrieb auf seiner Facebook-Seite, westliche Medienspekulationen über Diskussionen bei den Atomgesprächen sollten nicht ernst genommen und als Versuch bewertet werden, die Verhandlungen zu beeinflussen.

Die Gaszentrifugen für die Anreicherung von spaltbarem Uran-235 bilden das zentrale Element jedes Atomprogramms. Sie bilden die Voraussetzung zur Herstellung nuklearer Brennstäbe mit einem Anreicherungsgrad von bis zu fünf Prozent. Doch je mehr Zentrifugen vorhanden sind, desto schneller kann Uran-235 (theoretisch) auf Waffenfähigkeit (rund 90 Prozent) angereichert werden.

Der französische Außenminister Laurent Fabius hatte Anfang Juni gesagt, dass die Atomgespräche an grundsätzlichen Differenzen über die Zahl von Zentrifugen hakten. "Wir halten einige Hundert Zentrifugen für zulässig, aber die Iraner wollen Tausende", hatte Fabius erklärt. "Warum braucht man Tausende Zentrifugen, wenn man nicht auf eine Atombombe hinarbeitet?"

Der Iran besitzt derzeit etwa 19.000 Zentrifugen von denen 10.000 in Betrieb sind. Künftig will Teheran über bis zu 50.000 verfügen können. Sollte das iranische Verhandlerteam tatsächlich einer geringeren Zahl zustimmen, könnte es die Hardliner daheim gegen sich aufbringen. Für den Westen ist aber eine derart große Menge nicht akzeptabel.  (APA, 4.7.2014)