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So sehen Sieger aus: Tex Rubinowitz gewinnt Bachmannpreis und Blumenstrauß

Foto: APA/Gert Eggenberger

"Ich tippe auf den gut aussehenden Inder" (der eigentlich in Sri Lanka geboren wurde, Anm.), sagte Tex Rubinowitz schon vor Wochen, als seine Mitbewerber für das Wettlesen bei den 38. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt feststanden. Da hat sich der Mann mit dem hartnäckigen Interesse an Wettbewerben aller Art (besonders dem Eurovision Song Contest) und an der Voraussagbarkeit ihrer Gewinner kräftig geirrt. Den Ingeborg-Bachmann-Preis 2014, dotiert mit 25.000 Euro, hat zu seiner eigenen Überraschung jetzt er selbst gewonnen.

Natürlich war die Teilnahme von Tex Rubinowitz, 1961 in Hannover geboren - Karikaturist, Schriftsteller und Musiker - und seit 1984 in Wien zu Hause, in gewisser Weise ein Heimspiel. Seit Jahren schon bevölkert der "höfliche Paparazzo" der ersten Stunde (hoeflichepaparazzi.de) und Riesenmaschinist (riesenmaschine.de) Rubinowitz mit zahlreichen weiteren Internetforen-Mitgliedern das lebhafte Rahmenprogramm beim Wettlesen. Eben noch Wettschwimmer im Wörthersee und Quizmaster im hübschen Klagenfurter Lendhafen am Vorabend der Preisverleihung, jetzt schon Bachmann-Preisträger auf der Showbühne im ORF-Theater.

Der im allerbesten Sinn schräge Tex Rubinowitz hatte aber mit Daniela Strigl eine kongeniale Jurorin an seiner Seite und hinter sich, die mit dieser Nominierung dem sehr eigenen, fast beiläufigen Ton dieses Autors gut Gehör verschafft hat. Humor muss nicht banal sein. "Wenn einer für seine Freundin ein Brathuhn stiehlt, dann ist das eine sehr zeitgenössische Form des Minnedienstes", sagt Strigl in ihrer Laudatio über den Text, der nicht nur für sie "mit Lässigkeit und großer Zärtlichkeit" erzählt wurde.

Gelungen ist Rubinowitz dieses wunderschöne wie komische Kunststück genau zehn Jahre, nachdem sein Freund, der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf, der sich vergangenen August wegen einer fortgeschrittenen Krebserkrankung in Berlin das Leben genommen hat, in Klagenfurt gelesen hat. Eine kleine Hommage also. "Ich finde, Teilnahme ist schon Preis genug", schrieb der langjährige Standard-Cartoonist und -Autor vor Wochen in einer Mail. Wer, bitte, tippt sich sonst knapp nach dem Abstimmungsergebnis im Klagenfurter ORF-Zentrum, ungemütlich eingekeilt zwischen den Wettbewerbsteilnehmern, ungläubig lächelnd mit dem Zeigefinger an die Stirn? Wir tippen auf Tex Rubinowitz. (Mia Eidlhuber, DER STANDARD, 7.7.2014)