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Scolari und Dante sind bereit.

Foto: AP/Correa

Belo Horizonte – Für einen kurzen Augenblick waren die Hoffnungen zurück. Könnte Neymar vielleicht doch noch einmal bei seiner WM spielen? Gerüchte um eine "Wunderheilung" des 22-Jährigen verbreiteten sich in Brasilien wie ein Lauffeuer. In Medienberichten hieß es, der verletzte Superstar könnte sich, wenn schon nicht für das heutige Halbfinale, so doch für ein mögliches Endspiel mit dem fünffachen Weltmeister fitspritzen lassen. Aber daraus wird nichts.

"Wir wollen auf keinen Fall Illusionen beim brasilianischen Volk wecken. Es besteht nicht die geringste Möglichkeit, dass Neymar spielen kann", sagte Teamarzt José Luiz Runco. Ein Wirbelfortsatzbruch lasse sich nicht einfach wegspritzen.

Allerdings hat sich ohnehin schon der Glauben verfestigt, dass es auch ohne die Nummer 10 gehen kann, ja gehen muss. "Es sind noch zwei Schritte bis zum Himmel", sagte Trainer Luiz Felipe Scolari, der bis zuletzt nicht verraten wollte, wer Neymar auf dem Weg ins Maracanã, ins große Finale, ersetzen soll.

Willian oder Bernard

"Unsere Gruppe ist stark", hat sich auch Willian das brasilianische Mantra völlig zu eigen gemacht. Der flotte, trickreiche Flügelspieler von Chelsea wäre die logische Wahl, wenn Scolari tatsächlich einen Ersatzmann Neymar mimen lassen will. Ein Zufall vielleicht, dass sich Willian und Bernard, die andere mögliche Wahl von Schachtar Donezk, in der abschließenden Pressekonferenz gegenseitig als "Spieler mit großer Qualität", als "intelligent" und "schnell" loben durften.

Es ist aber auch nicht ganz unwahrscheinlich, dass der 65-jährige Weltmeistertrainer Paulinho in der Mannschaft belässt, einfach wieder den gesperrt gewesenen Luiz Gustavo bringt und den nun gesperrten Kapitän und Innenverteidiger Thiago Silva durch den Bayern Dante ersetzt, im Übrigen aber einmal abwartet, was der geschätzte Kollege Joachim Löw so anzubieten hat.

Die Deutschen, deren Dressen drei Sterne für drei Titel zieren, erwartet ein schwerer Gang. Neymars Abwesenheit mache die Brasilianer "eher noch gefährlicher", sagte Bastian Schweinsteiger. Dantes Einsatz sei insofern ein Vorteil, als "wir wissen, wie er spielt und was er kann. Der Nachteil ist, dass er das auch von uns weiß." Nur für Thomas Müller gelte das nicht: "Da weiß man nie, was kommt."

Krieger

Was auf Müller sicher zukommt, ist David Luiz. Der brasilianische Ersatzkapitän, neben Thiago Silva Torschütze gegen Kolumbien, predigt jedenfalls Leidenschaft und Kampf: "Wir müssen für Neymar spielen, für Thiago Silva und mehr als zuvor Krieger sein."

Bundestrainer Löw erwartet folgerichtig einen "Kampf mit Haken und Ösen." Dennoch gäbe es nichts Schöneres, als im Traumland des Fußballs gegen einen starken Gastgeber in einem WM-Halbfinale zu stehen. Die größte Strafe für ihn und seine Mannschaft wäre es allerdings, zum dritten Mal en suite im Finale um die goldene Ananas zu spielen. Vom Spiel um Platz drei am Samstag in Brasília will keiner etwas wissen. "Da fahre ich lieber nach Hause", sagte Kapitän Philipp Lahm.

Für gesunde Härte

Brasiliens neuer Stil überrascht Löw, der keinerlei Verletzungssorgen und auch keine Gesperrten hat, nur nach außen hin: "Sie reagieren manchmal an der Grenze des Erlaubten", sagte der 54-Jährige. Schweinsteiger wurde da schon um einiges deutlicher, wohl auch in Richtung des mexikanischen Schiedsrichters Marco Rodríguez: "Ich bin für gesunde Härte. Das eine oder andere Foul der Brasilianer war aber darüber hinaus. Darauf müssen wir eingestellt sein." (sid, lü, DER STANDARD, 08.07.2014)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:

Brasilien - Deutschland (Dienstag, 22.00 Uhr MESZ, Belo Horizonte, Estádio Mineirão, SR Marco Rodriguez/MEX)

Brasilien: 12 Julio Cesar - 23 Maicon, 13 Dante, 4 David Luiz, 6 Marcelo - 5 Fernandinho, 17 Luiz Gustavo - 19 Willian, 11 Oscar, 7 Hulk - 9 Fred

Ersatz: 1 Jefferson, 22 Victor - 2 Dani Alves, 14 Maxwell, 15 Henrique, 8 Paulinho, 16 Ramires, 18 Hernanes, 20 Bernard, 21 Jo

Es fehlen: 3 Thiago Silva (gesperrt), 10 Neymar (Lendenwirbelbruch)

Teamchef: Luiz Felipe Scolari

Deutschland: 1 Neuer - 16 Lahm, 20 Boateng, 5 Hummels, 4 Höwedes - 6 Khedira, 7 Schweinsteiger, 18 Kroos - 13 Müller, 11 Klose, 8 Özil

Ersatz: 12 Zieler, 22 Weidenfeller - 2 Großkreutz, 3 Ginter, 15 Durm, 17 Mertesacker, 9 Schürrle, 10 Podolski, 14 Draxler, 19 Götze, 23 Kramer

Es fehlt: 21 Mustafi (Muskelbündelriss im Oberschenkel)

Teamchef: Joachim Löw