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Auf den Hund gekommen - aber nicht ganz freiwillig.

Foto: dpa/Stefan Thomas

Nach fünfzehn Jahren sind wir endlich auf den Hund gekommen. Nicht ganz freiwillig, das sei eingestanden, aber das ist bei Erkenntnissen ja oft so. Früher waren es hungrige Straßenkatzen, die unser Urlaubsdomizil belagerten (und uns arm fraßen), heuer ein Welpe, der uns in Beschlag nahm, ja, regelrecht adoptierte. Eines sonnigen Morgens ließ sich Piepsi vor unserem Ferienhaus im tiefsten Kalabrien nieder und machte auch nach einer eilig zusammenge rührten mutmaßlich welpentauglichen Mahlzeit keinerlei Anstalten, das sohin eroberte Feld wieder zu räumen.

So klein und liebesbedürftig, wie sie da kauerte (beim Fressen ist sie freilich wie ein Firmling), war an einen Befreiungsschlag auch nach Tagen des Aufpäppelns nicht zu denken. Zumal zarte Versuche, das Herz unseres Vermieters für ein Platzerl auf seiner Azienda zu erweichen, verpufften. Pasquale quittierte sie mit der simplen Gegenfrage: „Femi nine?“ und zuckte mit den Schultern. Kalabresen sind diesbezüglich, sagen wir: archaisch. Ein Hund wird allenfalls als Wachhund akzeptiert, idealerweise an der Kette, damit er nicht nervt.

Piepserl im Katzenkorb

Die Idee, Pieps ins hiesige Tierasyl zu verfrachten und uns zu vertschüssen, verwarfen wir beim Gedanken an die dortigen Zustände. Blieb also für das Viecherl, das Dottore Calabretta liebevoll Fortunata nannte, nur der Transport nach Wien. Geimpft und gechippt machten wir uns auf den Weg, und um nur ja nicht aufzufallen – die Polizia kann sehr streng sein bei Tiertransporten im Pkw, stopften wir Piepserl in einen Katzenkorb – in dem sie prompt die fast 2000 Kilometer lange Fahrt verschlief. Erwacht sind ihre Lebensgeister erst auf dem Wechsel. Auf dem gepflegten Rasen vor der Oldtimer-Raststätte ließ sie ihr Gackerl ins Sackerl fallen – und wir freuten uns tierisch. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 12.7.2014)