Noch zwei Tage - bis zum 10. Juli - bietet der laut Forbes zweitreichste Mann der Welt, Carlos Slim, allen Kleinaktionären der teilstaatlichen Telekom Austria 7,15 Euro pro Aktie. Wie viele Anleger ihre Anteilsscheine an Slim und dessen mexikanischen Telekomkonzern America Movil verkaufen, ist unklar. Beobachter gingen zuletzt davon aus, das Slim auf über 40 Prozent kommen könnte.

Klarheit kommende Woche?

Klarheit über den Anteil von America Movil dürfte es erst in der kommenden Woche geben. Die TelekomAustria erwartet die Bekanntmachung durch Slim erst am 14. oder 15. Juli, sagte eine Pressesprecherin auf APA-Anfrage. Die Telekom muss dann ihre Aktionäre mit einer Pflichtmitteilung über die neue Aktionärsstruktur informieren.

Endgültig ist der Anteil von Slim dann aber noch nicht. Das Übernahmegesetz schreibt bei Pflichtangeboten nämlich eine dreimonatige Nachfrist vor, in der das Angebot zu den gleichen Bedingungen immer noch angenommen werden kann. Die Nachfrist endet Mitte Oktober. Mit der bis Mitte 2015 geplanten Kapitalerhöhung um 1 Mrd. Euro könnte sich Anteil nochmals erhöhen.

Streubesitz

Die Mexikaner streben in Österreich eine knappe Mehrheit an. Slims Anteil ist aber mit 51 Prozent gedeckelt. Denn Slim und der derzeit größte Telekom-Aktionär, der Staat Österreich über seine Industrieholding ÖIAG, haben vereinbart, dass zumindest 24 Prozent der Telekom-Aktien als Streubesitz an der Wiener Börse notieren sollen. Die ÖIAG, die derzeit 28,4 Prozent hält, will zumindest ihre Sperrminorität von 25 Prozent halten.

Slims America Movil kommt mittlerweile auf einen Anteil von knapp 27,2 Prozent. Slim und die ÖIAG haben Ende April einen Syndikatsvertrag abgeschlossen, der dem mexikanischen Telekomkonzern die alleinige Kontrolle über die Telekom Austria sichert. Die ÖIAG bekommt im Gegenzug Vetorechte. Der Aktionärspakt ist seit Ende Juni in Kraft, nachdem alle Behörden grünes Licht gegeben haben.

"Volksaktie" 

Die Telekom war vor fast 15 Jahren an die Börse gegangen. Das damals als "Volksaktie" beworbene Papier musste gleich am ersten Handelstag am 21. November 2000 an der Wiener Börse deutliche Kurseinbußen einstecken. Der Kurs rutschte unter den Ausgabepreis von 9 Euro, verlor um 11,11 Prozent und erreichte mit 8,00 Euro sein Tagestief. 2006 und 2007 ging die Aktie auf Höhenflug: Der bisherige Höchststand der Telekom-Aktie wurde mit 21,35 Euro erreicht. Der tiefste Kurs lag bei 4,55 Euro, das war 2012 vor den Übernahmespekulationen, die durch Slims Einstieg genährt wurden. (APA, 8.7. 2014)