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BlackBerry sendet Erholungszeichen aus, ist aber längst noch nicht "über den Berg".

Foto: Reuters

Der kanadische IT-Konzern und einstige Smartphone-Pionier Blackberry (vormals Research in Motion) blickt auf magere Jahre zurück. Der einstige Riese spielt am Smartphonemarkt nur noch eine untergeordnete Rolle, selbst in einstigen Hochburgen rangiert man weit hinter Android, iOS und wurde auch vielerorts auch schon von Windows Phone überholt.

Verhindern konnte das auch Thorsten Heins nicht. Der deutsche Manager übernahm im Januar 2012 das Ruder beim einstigen Riesen, konnte die Talfahrt aber nicht stoppen. Mit dem Release von Blackberry OS in Version 10 wollte man die Wende schaffen, doch die Entwicklung verzögerte sich letztlich erheblich. Seit November 2013 leitet nun John Chen die Geschicke des Unternehmens.

Aktienkurs steigt

Der gebürtige Chinese, der zuvor an der Spitze von Sybase tätig war, bevorzugt die Arbeit im Stillen. Seit Jahresbeginn machten nur wenige Neuigkeiten zu Blackberry größere Schlagzeilen. Abseits der Aufmerksamkeit konnte der Konzern allerdings auch positive Signale aussenden.

Anfang des Jahres notierte die Aktie von Blackberry bei 7,44 Dollar. Mittlerweile liegt der Kurs über elf Dollar. In den letzten sechs Monaten verzeichneten die Papiere der Firma damit einen Wertzuwachs von rund 50 Prozent, und sind damit relativ gesehen Spitzenreiter in ihrem Marktsegment.

Sparprogramm und Schwellenmärkte

Doch was ist passiert? John Chen hat an mehrere Schrauben gedreht. Fortgesetzt wurde etwa das Sparprogramm inklusive dem Abbau zahlreicher Stellen und der Veräußerung von Liegenschaften. Doch auch im eigentlichen Geschäft versucht man sich an neuen Strategien.

Ein Teil davon ist es, aggressiver in Schwellenmärkte vorzudringen. Zumindest teilweise scheint dies erfolgreich zu funktionieren. Regen Andrang fand etwa das Blackberry Z3 beim Verkaufsstart im indonesischen Jakarta. Ein positives Zeichen, das jedoch weder in den Schwellenmärkten noch im Rest der Welt weitere Marktanteilverluste verhindern konnte. Ob man sich langfristig in diesen Regionen konsolidieren kann, bleibt abzuwarten.

Hoffnungsträger "Passport"

Allerdings arbeitet man an einem quadratischen Telefon namens "Passport", das die Grenzen zwischen reinem Touchscreen-Device und Blackberrys klassischen Tastatur-Handys verschwimmen lassen soll. Es soll vor allem Vorteile beim Lesen von Dokumenten und Webseiten helfen. Es erlaubt, so beschreibt es Blackberry in einem Blogpost, einem Makler etwa den einfachen Wechsel vom Bauplan zu Vertragsdokumenten, oder einem Doktor die schnelle Überprüfung eines Röntgenbildes, während er dazwischen die Krankengeschichte des Patienten studiert.

"Passport" richtet sich recht eindeutig an Business-Klientel. Denn abseits des Z3-Launches waren Blackberrys jüngste Vorstöße in den Massenmarkt bislang nicht von Erfolg gesegnet.

Messenger als WhatsApp für Firmen

Ein weiterer Teil der Strategie im Segment der Dienstleistungen ist es, den Blackberry Messenger neu zu vermarkten. Die Idee, so formuliert es Techcrunch, ist es, daraus eine WhatsApp-Alternative für den Enterprise-Sektor zu machen. Generell scheint die Zukunft des Konzerns eher im Services-Bereich zu liegen, denn im Geräteverkauf an Endkunden. Gleichzeitig erhält man durch neue Features von Android, iOS und Co. zunehmend Konkurrenz im Kampf um Firmenkunden.

Unklare Perspektive

Die Situation von Blackberry ist kompliziert. Die Investoren des Konzerns begrüßen das Kostenreduktionsprogramm, das sich in der Bilanz sehr direkt niederschlägt. Im Smartphone-Segment bleiben die Aussichten insgesamt düster, mit Passport zeigt man allerdings Risikobereitschaft.

Die kommenden Monate werden weisen, ob sich Blackberry mit seinem Dienstleistungsangebot im Geschäft halten und neue Kunden im Business-Umfeld gewinnen kann. Ob das Comeback gelingt, bleibt also weiterhin mehr als fraglich. (gpi, derStandard.at, 10.07.2014)