Wien - Drei Jahre verbringen Jungakademiker durchschnittlich in ungeregelten Arbeitsverhältnissen, heißt es vom Verein "Generation Praktikum". Bei 25 Prozent der Absolventen sind es sogar fünf Jahre. Zum Schicksal einer ganzen Generation avancierte vor allem der Begriff "Praktikum": Er steht für ein oft prekäres Arbeitsverhältnis mit einer Entlohnung, deren Höhe häufig nicht der Qualifikation des Betroffenen entspricht. Hier die Theaterwissenschaftlerin, die gratis für ein Vorarlberger Ensemble Regieassistenz führt. Dort der Sozialökonom, der schlecht bezahlt für eine NGO arbeitet.
Das ist der SPÖ ein Dorn im Auge. Sie plant daher ein Paket an Maßnahmen, das die Situation von Praktikanten verbessern soll. Die wichtigste ist vorerst die Verankerung von Praktika in Kollektivverträgen, wie SP-Jugendsprecherin Katharina Kucharowits und Sozialminister Rudolf Hundstorfer in einer Pressekonferenz am Dienstag erklärten.
Vor allem Absolventen der geistes- und sozialwissenschaftlicher Studien würden häufig als billige Arbeitskraft eingesetzt werden. "Das ist Ausbeutung junger Leute", meint Kucharowits. Sie will, dass junge Menschen nach ihrem Abschluss nicht unbezahlt arbeiten müssen, sondern gemäß brachenüblichen Einstiegsgehältern entlohnt werden.
SPÖ für gesetzliche Definition
Doch das geht der SPÖ nicht weit genug: Lieber wäre ihr eine gesetzliche Definition von Arbeitsverhältnissen. Wie der Standard berichtete, gibt es im österreichischen Arbeitsrecht nach wie vor keine Legaldefinition des Begriffs "Praktikum".
Die SPÖ liebäugelt daher mit einer "Begiffspräzisierung", wie ihre Jugendsprecherin erklärt: "Ausbildungsverhältnis" und Arbeitsverhältnis sollen rechtlich klar definiert werden. "Das Grundproblem ist, dass ein Arbeitsvertrag andere Rechte und Pflichten vorsieht als ein Ausbildungsverhältnis", sagt Kucharowits. Wer sich dagegen wehrt, sei nur noch der Koalitionspartner.
Davon weiß ÖVP-Jugendsprecher Asdin El Habbassi nichts. "Wir wollen alle, dass die Situation für Praktikanten besser wird", sagt er. "Ich glaube aber, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen schon sehr gut sind." Seiner Meinung nach gebe es bereits für die meisten Arbeitsverhältnisse klare Definitionen: berufliches Pflichtpraktikum, Ausbildungsverhältnis, Volontariat. "Das sind ja jetzt schon relativ klar präzisierte Möglichkeiten."
Definition entscheidend
Einer Begriffspräzisierung könne er dennoch "durchaus etwas abgewinnen", sagt der ÖVP-Jugendsprecher. Letztlich entscheidend sei für ihn die Frage, welche Definition von Praktikum man einführt. Grünen-Jugendsprecher Julian Schmidt hält eine gesetzliche Regelung für unerlässlich: "Das ist seit Jahren eine grüne Position. Es muss klar geregelt werden, was ein Praktikum und was ein Arbeitsverhältnis ist." Derzeit würden viele Unternehmen ihr Businessmodell darauf aufbauen, junge, kreative Leute auszubeuten.
Für einen "ersten wichtigen Schritt" hält Schmid die Maßnahmen, mit denen die SPÖ dem Problem Praktikum noch begegnen will: die verstärkte Kontrolle von Unternehmen und die Information von Betroffenen. Dazu hat das Sozialministerium in Kooperation mit dem Verein "Generation Praktikum" eine Anlaufstelle im Internet eingerichtet, an die sich Praktikanten anonym wenden können. (Lisa Breit, DER STANDARD, 9.7.2014)