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Die Mosaikaufnahme des NASA-Weltraumteleskops "WISE" (Wide-field Infrared Survey Explorer) zeigt das All im Infrarotlicht. Eine genaue Datenanalyse offenbarte nun die größte Leerstelle im bekannten Weltall.

Foto: REUTERS/NASA/JPL-Caltech/UCLA

Honolulu - Das Phänomen zählt mit Sicherheit zu den mysteriösesten Erscheinung in den Weiten des Universums, manche Astrophysiker sprechen von einer "Wunde im All": Gemeint ist eine ominöse Stelle im Nachglühen des Urknalls, die sich durch eine ungewöhnlich niedrige Temperatur auszeichnet. Um die Beobachtung ausreichend erklären zu können, mussten einige Physiker sogar zu reichlich ausgefallenen Thesen greifen: Falten in der Raumzeit wurden ebenso erwogen wie die Folge eines Zusammenstoßes mit einem anderen Universum.

Nun scheint es aber, als sei die Antwort auf das Rätsel doch etwas banaler - wenn auch immer noch beeindruckend genug: Offenbar handelt es sich um die größte Leerstelle des bekannten Universums.

Die unerwartet kalte Stelle tauchte bei der Kartierung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung auf, dem ältesten Licht also, das kurz nach dem Urknall ausgestrahlt wurde. Normalerweise lässt sich von der gemessenen Temperaturverteilung auf dieser Strahlungskarte auf die kurze, aber heftige Inflationsphase während der Geburt des Universums schließen.

Widersprüche zu bestehenden Modellen

Einige beobachtete Strukturen jedoch wollen nicht so recht in das Erklärungsmodell zur frühen Inflation des Kosmos passen. Besonders diese gewaltige Kälteregion macht den Wissenschaftern zu schaffen und nötigte einige von ihnen dazu, exotische Physik ins Spiel zu bringen. Andere sahen darin den Beleg für die Existenz anderer Universen.

Wesentlich einfacher dagegen lautet die Erklärung von István Szapudi und seinen Kollegen von der University of Hawaii in Honolulu. Die Forscher untersuchten Daten des NASA-Satelliten "WISE" und machten sich auf die Suche nach großen Leerräumen im ansonsten dichten Netzwerk von Galaxien-Haufen, das das Universum durchzieht. Strahlung, die solche leeren Regionen durchquert, verliert auf ihrem Weg Energie, was sich als kalte Stelle in der Karte der kosmischen Hintergrundstrahlung manifestieren würde.

Größtes Loch des Kosmos

Im vergangenen Mai wurden die Astronomen auch wirklich fündig: Die Analysen ergaben, dass in der Richtung der ultrakalten Region in rund 2,8 Milliarden Lichtjahren Entfernung ein Loch von fast zwei Milliarden Lichtjahren zwischen den Galaxienhaufen klafft. Damit hatten die Forscher eine Leere im All entdeckt, die doppelt so groß ist wie die bisher größte Region ohne Galaxien und andere Objekte. Nachfolgende Untersuchungen bestätigten den Verdacht: Das Kältephänomen in der kosmischen Hintergrundstrahlung hängt mit der gigantischen Lücke im All zusammen. (red, derStandard.at, 8.7.2014)