Wien - Das Rennen um die zum Verkauf stehenden Südosteuropa-Töchter der Hypo Alpe Adria wird offenbar zu einem Dreikampf. An dem gesamten Balkangeschäft sei eine bulgarische Investorengruppe interessiert, der auch der Unternehmer Zwetan Wassilew angehöre, sagten zwei mit den Offerten vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.
Teil des Konsortiums um Wassilew, dessen Corpbank in den Strudel der bulgarischen Bankenkrise geraten war, ist informierten Personen zufolge auch die russische Bank VTB. Darüber hinaus sei der Finanzinvestor Advent International gemeinsam mit der auf Osteuropa spezialisierten Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) an einer Übernahme interessiert.
Verkauf könnte bis Ende Juli besiegelt werden
Ein weiteres Angebot stamme von der Expobank des russischen Geschäftsmanns Igor Kim, die kürzlich die tschechische Tochter der Landesbank Baden-Württemberg übernommen hatte, sagten mehrere mit dem Deal vertraute Personen. Läuft alles nach Plan, könnte ein Verkauf bereits bis Ende Juli besiegelt werden, hieß es in den Kreisen.
Die Hypo Alpe Adria, das österreichische Finanzministerium, Advent, EBRD, Expobank und die mit dem Verkauf betraute Deutsche Bank wollten sich nicht dazu äußern. Wassilew war nicht zu erreichen, von VTB war zunächst ebenfalls keine Stellungnahme zu erhalten.
Laut Spindelegger sieben Interessenten
Finanzminister Michael Spindelegger zufolge haben bisher sieben Investoren Interesse an dem gesamten Balkangeschäft oder Teilen davon signalisiert. Das Balkannetzwerk der Hypo befinde sich derzeit im Verkaufsprozess, der mit sieben Anbietern geführt werde. Er erwarte eine Entscheidung in den nächsten Wochen, so Spindelegger. Wenn möglich will Österreich jedoch einen scheibchenweisen Abverkauf der Hypo vermeiden und sich in einem Ruck von den Balkan-Töchtern trennen, wofür es jetzt angeblich die drei Interessenten geben soll.
Die 2009 verstaatlichte Hypo muss sich auf Geheiß der EU-Kommission im Zuge ihrer Abwicklung bis Mitte 2015 von ihren Töchtern in Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro trennen. Sie gelten als einzig werthaltiger Teil der Bank. Im vergangenen Jahr hatten sie jedoch wegen hoher Vorsorgen für faule Kredite einen Verlust von 286 Mio. Euro verbucht. Die Hypo selbst erwartet einen maximalen Verkaufserlös von 500 Mio. Euro - was in etwa dem Buchwert entsprechen würde.
Den Rest ihres Geschäfts sowie faule Kredite will die Hypo im Herbst einer staatlichen Bad Bank übertragen. Um die milliardenschweren Kosten für den Abbau nicht komplett auf die Steuerzahler abzuladen, will Österreich eine Gruppe von Hypo-Gläubigern bluten lassen, obwohl das Land Kärnten für ihre Papiere garantiert. Das Sondergesetz dazu brachte das Parlament trotz internationaler Kritik am Dienstag auf den Weg. (APA, Reuters, 8.7.2014)