Die Behauptung "No Future" war ein Witz. Zumindest als sie aufgestellt wurde. Damals, zu Zeiten des Punk, Ende der 1970er-Jahre. Musikalisch gesehen lag eine rosige Zukunft gleich um die Ecke. Heute "No Future" zu sagen, wirkt wie eine Bestandsaufnahme. Man hat alles schon gehört, es wurde alles schon gespielt. Warum also nicht gleich eine Abkürzung in die Zeitlosigkeit nehmen?
Das US-Duo The Vacant Lots nimmt sie. Fuck it. Aus Vermont kommend, an der Ostküste, oben, an Kanada klebend, trägt man den Außenseiter quasi schon per Geografie in sich. Ihr Debüt Departure belegt, dass das keine schlechte Ausgangslage für so einen Trip ist. Jared Artaud und Brian MacFadyen spielen klassische Drogenfressermusik. 1960er-Jahre, Velvet Underground lassen grüßen, der Aufzug, der zum 13. Stock fährt, ebenso. Und all deren Erben. Mittels Elektronik, Gedröhns und Zwei-Akkord-Gitarre hauen sie erhaben verseuchtes Liedgut raus. Das hat Peter Kember erkannt. Der macht seit 30 Jahren dasselbe, zuerst mit Spacemen 3, jetzt als EAR oder Spectrum. Er protegiert die Band und hat sie mit auf Tour genommen. The Vacant Lots klingt dabei ungleich gesünder, als die Space-Männer das je getan haben. Das zeitigt eine forschere Gangart, in der sich die Mantra-Gesänge bestens ausmachen, auch die tief gelegte Elektronik schiebt nicht schlecht. Alan Vega ist ebenfalls begeistert. Ob die beiden jungen Männer derlei Gesellschaft gesundheitlich überstehen? Hoffen wir das Beste. (flu, Rondo, DER STANDARD, 11.7.2014)