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Baumax traf vor allem der Zusammenbruch des Osteuropa-Geschäfts schwer.

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Schlecht lief das Geschäft zuletzt für Karlheinz Essl: Sein Bauunternehmen hat mehr als eine Milliarde Euro Schulden angehäuft; größte Gläubiger sind Raiffeisen, Bank Austria und Erste Group.

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Wien/Klosterneuburg - Bisher gab sich Baumax-Eigentümer Karlheinz Essl stets kämpferisch: Nach horrenden Verlusten der Vorjahre müsse sich die Baumarktkette zwar von Tochterfirmen in Osteuropa und der Türkei trennen. Einen Gesamtverkauf seines Konzerns schloss Essl jedoch bisher aus. In dem am Mittwoch bekannt gewordenen Geschäftsabschluss des Unternehmens klingt dies ganz anders. Essl hat bereits am 25. April eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, mit der offenbar dem Vorstand eine Verkaufsvollmacht ausgestellt wird.

Der genaue Inhalt der Vollmacht ist nicht bekannt, dürfte aber darauf hinauslaufen, dass das Unternehmensmanagement, in dem kein Essl-Familienmitglied mehr sitzt, Baumax verkaufen darf. Im Rahmen der Vereinbarung hat Essl auch zugesagt, den Erlös aus dem "geordneten Verkauf" der Sammlung Essl der Baumarktkette zur Verfügung zu stellen. Laut Geschäftsbericht sind diese Zusagen ein "finaler" Beitrag Essls zur Restrukturierung von Baumax. Damit dürfte der Familie Essl nichts von den Baumärkten bleiben: Auch auf 40 Millionen Euro, die von der Familie zur Sanierung eingebracht wurden, mussten die Eigentümer im Rahmen der Verhandlungen mit den Banken verzichten.

Über die genaue Intention hinter der Erklärung rätseln Experten. Denn Baumax-Chef Michael Hürter beharrte am Mittwoch erneut darauf, dass ein Verkauf nicht zur Debatte stehe. Demnach könnte die Vollmachtserklärung als Garantie in Richtung der Gläubigerbanken zu verstehen sein, dass Essl das Zepter im Unternehmen endgültig abgegeben hat, sagt Gerhard Weinhofer, Chef des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, dem STANDARD. Die zweite Variante, die er für möglich hält: Baumax suche nach einem Investor und wolle dies nun auch öffentlich signalisieren.

Vorgehen hinterfragt

Insgesamt hinterfragt Weinhofer das Vorgehen der Baumax-Gruppe: "Es wäre sinnvoll gewesen, wenn man nun allein an der Sanierung des Unternehmens arbeitet und nicht mit so einer Veröffentlichung schon wieder in die Schlagzeilen gerät."

Baumax, mit seinen 8.900 Mitarbeitern - 4.000 davon in Österreich -, findet tatsächlich schon seit 2011 nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Nach einer rasanten Expansion in Osteuropa kämpft das Unternehmen seit Jahren mit hohen Verlusten.

Die Gruppe hat im Jahr 2013 einen Verlust von 189 Millionen Euro eingefahren, auch in den Jahren davor gab es ein dickes Minus. Allein in der Türkei summierten sich die Verluste auf 22 Millionen. Per Jahresende 2013 war das Eigenkapital der Gruppe mit 70,7 Millionen Euro negativ. Im Jahr davor waren noch 127 Millionen Euro zu Buche gestanden. Bei den Banken steht man mit rund 640 Millionen in der Kreide, inklusive Leasingverpflichtungen macht das Obligo eine Milliarde Euro aus.

Im Dezember 2012 wurde ein Restrukturierungsplan erarbeitet, der unter anderem vorsah, dass die Gläubigerbanken Baumax die Kreditzinsen bis 2015 stunden. Die Vorgaben wurden allerdings bereits verfehlt, der Restrukturierungszeitraum auf 2016 ausgedehnt. Bis dahin sollte das tiefrote Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) auf minus 13 Millionen Euro schrumpfen. Fixiert ist ein Verkauf der Rumänien-Tochter, in Kroatien hat Baumax ein Ausgleichsverfahren angemeldet, und auch in der Türkei und in Bulgarien werden die Standorte verkauft oder geschlossen.

Staatshaftung verlängert

Laut Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber habe sich die Geschäftslage in den vergangenen Monaten etwas gebessert: Das erste Quartal 2014 sei in Österreich viel besser als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gewesen. Konkrete Zahlen will sie nicht nennen. Im Bericht ist von einem Ergebnis vor Abschreibungen bis Ende März von minus 18,7 Millionen Euro die Rede, womit man leicht über Plan liege.

Obwohl die Republik den Kauf der Sammlung ablehnte, kam doch ein kleiner Beitrag. Auslaufende Haftungen von 18 Millionen Euro wurden bis Anfang März 2015 verlängert. (szi, as, APA, DER STANDARD, 10.7.2014)