Ein Star nach erfolgreicher Insektenjagd. Der Einsatz von Neonicotinoiden kann die Nahrungsressourcen der Tiere deutlich schmälern.

Foto: Radboud University/Jouke Altenburg

Nijmegen - Dass sich der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft massiv auf natürliche Ökosysteme auswirkt, ist bekannt und wenig überraschend: Der tödlichen Wirkung zahlreicher Substanzen fallen nicht nur landwirtschaftlich unliebsame Schädlinge zum Opfer, sondern auch andere Insekten. Besonders viel Aufmerksamkeit erregten in den vergangenen Jahren Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide, die mit drastischen Rückgängen von Bienenpopulationen weltweit in Verbindung gebracht werden.

Erst kürzlich kam ein internationales Forscherteam bei der Auswertung von insgesamt 800 Einzelstudien zu dem Schluss, dass die Schäden durch Neonicotinoide und den Wirkstoff Fipronil noch viel größer sind als bisher angenommen:  Die Pestizide verursachen nicht nur Massensterben unter Insekten, sondern gelangen über angereicherte Pflanzen in Böden und Gewässer, wo sie auch Würmern und Vögeln zusetzen.

Lücken in der Nahrungskette

Wissenschafter der niederländischen Radboud-Universität in Nijmegen untersuchten nun die Auswirkungen des verbreiteten Neonicotinoids Imidacloprid, das bisher als wenig schädlich für Vögel und Säugetiere gehandelt wird. Ihre im Fachjournal "Nature" veröffentlichten Ergebnisse zeichnen jedoch ein anderes Bild.

Die Forscher um Caspar Hallmann untersuchten die lokale Konzentration von Imidacloprid-Rückständen in den Jahren 2003 bis 2009 sowie Vogelpopulationen in den Jahren 2003 bis 2010. Der Abgleich ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Pestizidanwendung und der Verringerung der Vogelbestände. Der Rückgang von 15 untersuchten Arten, darunter Stare und Schwalben, liege bei jährlich dreieinhalb Prozent. Hauptursache dafür sei, dass den Vögeln durch den Pestizideinsatz wichtige Teile ihrer Nahrungsgrundlage verloren gehen.

Langsamer Abbau

Imidacloprid und andere Neonicotinoide seien sehr langlebig, schreiben die Forscher. Ein vollständiger Abbau der Wirkstoffe nehme Jahre in Anspruch. Während jedoch nur etwa fünf Prozent der gut wasserlöslichen Wirkstoffe tatsächlich in die zu schützenden Pflanzen gelangen würden, lande der Großteil im Boden und im Grundwasser - von wo aus wiederum Pflanzen angereichert und Insekten geschädigt werden können.

In der EU gilt - nach jahrzehntelanger Anwendung - ein Teilverbot für Imidacloprid und zwei weitere landwirtschaftlich genutzte Neonicotinoide (Clothianidin und Thiamethoxam). (red/APA, derStandard.at, 9.7.2014)