Die Krone ist auch nicht mehr, was sie einmal war. Das waren Zeiten, als sie vor Jahrzehnten eine Serie "Die Juden" veröffentlichte, die dann abgebrochen werden musste; als vor 20 Jahren "Staberl" eine legendäre Kolumne schrieb, in der ungestraft der Holocaust geleugnet wurde; als "Wolf Martin" reimte, das Wissen über Auschwitz solle aus den Schülerhirnen "ausgeschwitzt" werden. Heute erscheinen wenigstens die ärgsten "rassistischen und antisemitischen Untertöne" (Gerichtsurteil von 2004) nicht mehr. Übrigens auch aufgrund von Protesten in der Redaktion.
Aber ein Mann leistet noch "fanatischen Widerstand", bis zur letzten Patrone, äh Kolumne. Michael Jeannée, der legendäre Anbeter argentinischer Foltergeneräle, der geistige Scharfrichter, der meinte, ein 14-Jähriger sei alt genug zum Sterben, wenn er alt genug zum Stehlen ist, kann einfach nicht anders: Wenn er ein Heldenlied auf die deutsche WM-Mannschaft schreiben will, kommt er ohne geballten Nazi-Jargon nicht aus: "Endspielsieg" statt "Endsieg"; "Heute die Brasilianer und morgen die ganze Fußballwelt" (statt "Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt"). Aber: Die Krone hat den Text in der nächsten Ausgabe zensiert. Wohl auch, um den Eindruck zu bekämpfen, dass die ärgsten Shit-Poster manchmal im redaktionellen Teil erscheinen. Was zu viel ist, ist zu viel, auch beim letzten der "alten Kämpfer". (Hans Rauscher, DER STANDARD, 10.7.2014)