Neben Google Glass muss noch ein weiteres Headset, das die Hirnströme misst, getragen werden.

Foto: This Place
Foto: This Place

Derzeit lässt sich Google Glass über Touch- und Spracheingaben steuern. Das Londoner Unternehmen This Place will das ändern und hat nun eine App entwickelt, mit der sich Google Glass über Gedanken steuern lässt, berichtet WiredMindRDR nennt sich das verblüffende Programm, das in seinem derzeitigen Stadium zwei Befehle erkennen kann – quasi ja und nein. In Zukunft könnten solche Technologien Menschen, die etwa unter Locked-In-Syndrom oder schwerer multipler Sklerose leiden, dabei helfen, mit ihrer Umwelt zu interagieren, so Chloe Kirton von This Place. Selbst Stephen Hawking soll sich laut This Place für das Projekt interessieren.

Messung der Hirnaktivität

Die Hirnaktivität wird mit einem EEG-Biosensor von Neurosky gemessen, der über Bluetooth mit Google Glass verbunden wird. MindRDR dient dann als Schnittstelle, um die gemessenen elektrischen Signale des Gehirns in Befehle für Google Glass umzuwandeln. Derzeit werden nur die beiden einfachsten Kommandos – eine Art ja und nein – unterstützt. This Place hat jedoch 18 verschiedene Hirnströme ausfindig gemacht, die als Befehle dienen könnten.

Foto aufnehmen und über soziale Netzwerke teilen

MindRDR misst derzeit die Spitzen in den Hirnströmen, die durch starke Konzentration oder fokussiertes Denken entstehen, und interpretiert sie als "Ja". Gringere Hirnaktivität, etwa durch Entspannung, wird hingegen als "Nein" erkannt. Damit schafft es MindRDR derzeit, nur durch Gedanken des Nutzers ein Foto aufzunehmen und in sozialen Netzwerken zu teilen. Auf der Anzeige von Google Glass erscheint dazu eine horizontale Linie, die bei Konzentration immer weiter nach oben wandert. Sobald die Linie dann ihr Ziel erreicht hat, wird ein Foto aufgenommen. Konzentriert sich der Nutzer weiter, wird das Bild auch über soziale Netzwerke geteilt.

This Place Ltd

Konzentration durch Rückwärtszählen

Tester verwenden dabei alle möglichen Techniken, um die notwendige Gedankenkraft zu erreichen. Dusan Hamlin, CEO von This Place, zählt etwa von 20 rückwärts, um das Foto zu schießen. "Sobald ich bei 11 ankomme, habe ich es geschafft". Chloe Kirton erklärt, dass jeder irgendwann seinen idealen Gedanken finde, um ein "Ja" auszulösen. Manche würden an das Schreiben von Texten denken, andere ans Autofahren oder an mathematische Berechnungen. Eine gewöhnliche Konversation mit einer anderen Person reiche aber nicht aus, so Hamlin.

Open Source

Die Herausforderung für This Place ist nun die Weiterentwicklung von MindRDR. Derzeit erlaubt das Tool nur zwei Eingaben und sieht eine sequentielle Funktionsweise vor – zuerst wird durch Hirnströme Funktion A ausgelöst, bei Erfolg dann Funktion B. Abweichungen sind nicht möglich. MindRDR wurde als Open Source auf GitHub veröffentlicht. This Place erhofft sich, dass sich Personen der Entwicklung anschließen und weitere Möglichkeiten, die MindRDR bietet, erforschen. (wen, derStandard.at, 10.07.2014)