Insulinpumpen helfen auch Diabetes-Typ-2-Patienten.

Foto: medtronic

Der Blutzucker von Menschen mit insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes kann mittels Insulinpumpe sicherer und besser eingestellt werden als mit mehreren Spritzen am Tag. Das zeigt eine neue Studie, die im Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht wurde.

Deutliche Besserung

Die Anwender von Insulinpumpen erreichten eine Senkung des durchschnittlichen Blutzuckerspiegels (mittlerer HbA1c-Wert) um 1,1 Prozent, bei den Patienten, die sich mehrmals am Tag eine Spritze verabreichten, waren es nur 0,4 Prozent. Der Anteil der Teilnehmer, die einen HbA1c-Wert von maximal acht Prozent erreichten, war in der Pumpentherapie-Gruppe doppelt so hoch wie in der Gruppe mit den mehrmals täglichen Injektionen (55 Prozent gegenüber 28 Prozent). Darüber hinaus benötigten die Patienten in der Insulinpumpen-Gruppe eine um mehr als 20 Prozent geringere Gesamttagesdosis Insulin.

"Intensivierte Insulintherapieformen haben bis dato keine wesentlichen Vorteile gegenüber herkömmlichen Insulinregimen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes gezeigt", sagt Diabetes-Experte Rudolf Prager vom Krankenhaus Wien-Hietzing. Umso überraschender sei es, dass es bei Patienten mit Typ-2-Diabetes im sehr fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung mit der Insulinpumpentherapie zu einer deutlichen HbA1c-Senkung bei gleichzeitig reduziertem Insulinbedarf komme. Das KH Hietzing hatte an der Studie teilgenommen.

Die Verbesserung der Blutzuckereinstellung mittels Minimed-Insulinpumpe von Medtronic wurde ohne Episoden schwerer Hypoglykämie (Unterzuckerung) erreicht, die zu Verwirrtheit, Orientierungsstörungen, Bewusstseinsverlust, schlimmstenfalls Koma oder Tod führen können. Ebenso kam es nicht zu Ketoazidose, einer potenziell lebensbedrohlichen Folge eines zu hohen Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie). Hinsichtlich der Gewichtszunahme bestanden keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Weltweit 20 Millionen Betroffene

An der internationalen, randomisierten und kontrollierten Studie, deren Sponsor Medtronic war, nahmen 331 Patienten zwischen 30 und 75 Jahren teil. Während der Nutzen der Insulinpumpentherapie für Menschen mit Typ-1-Diabetes bereits umfassend nachgewiesen ist, ist "OpT2mise" die größte internationale Studie, in der bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und mangelhafter Blutzuckereinstellung die Wirksamkeit der Insulinpumpentherapie mit der von mehrmals täglichen Insulininjektionen verglichen wird.

Weltweit sind rund 20 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes auf eine Insulinersatztherapie angewiesen, und vielen Insulinpflichtigen fällt es schwer, die Behandlungsvorschriften immer einzuhalten. Die Senkung des HbA1c-Werts ist von hoher Bedeutung für Menschen mit Diabetes, denn schon geringe prozentuale Veränderungen leisten einen großen Beitrag zur Vorbeugung von Komplikationen.

Risiken können deutlich gesenkt werden

Mit jedem Prozentpunkt, den der HbA1c-Wert zurückgeht, kann das Risiko von Spätfolgen, sowohl mikrovaskulären (wie Erblindung, Nierenversagen oder Nervenschädigung) als auch makrovaskulären Komplikationen (wie Herzinfarkt und Schlaganfall), um bis zu 40 Prozent gesenkt werden.

Studien haben ergeben, dass eine annähernd normale Blutzuckereinstellung eine Lebensverlängerung um durchschnittlich fünf Jahre bewirken und das Eintreten diabetesbedingter Komplikationen wie Erblindung, Nierenversagen, Amputationen, Impotenz, Koma und Herzkrankheiten um durchschnittlich 15 Jahre verzögern kann. (red, derStandard.at, 10.7.2014)