Peking - China erwägt eine weitere Lockerung der Ein-Kind-Politik. Wegen der alternden Bevölkerung und der wirtschaftlichen Situation werde China seine Geburtenkontrolle weiter anpassen, kündigte Yang Wenzhuang von der staatlichen Familienplanungsbehörde am Donnerstag an. "Es gibt aber noch keinen Zeitplan, wann alle Paare in China zwei Kinder haben dürfen."

Vergangenen November hatte die Kommunistische Partei die Vorgaben zur Geburtenkontrolle gelockert. Danach dürfen Paare, von denen ein Partner bereits aus einer Ein-Kind-Familie stammt, zwei Kinder haben. Die Regeln sind mittlerweile von allen Regionen und Provinzen in China umgesetzt worden, mit Ausnahme von Xinjiang und Tibet.

Zwei Millionen Babys zusätzlich

Mehr als elf Millionen Paare dürften nun ein zweites Kind bekommen. Allerdings stellten bis Ende Mai erst rund 272.000 Eltern einen entsprechenden Antrag. "Nach unseren Schätzungen wird es jährlich zusätzlich zwei Millionen Babys geben - während der nächsten fünf Jahre oder länger", sagte Yang.

Aber Yang denkt bereits weiter. Wenn alle 150 Millionen Paare mit einem Kind in China ein weiteres Kind bekommen dürfen, könnte die Geburtenrate weiter angekurbelt werden. "Wenn 70 Prozent von ihnen sich für ein zweites Kind entscheiden würden, wären das 90 Millionen Babys", sagte Yang.

Sinkender Einfluss der Behörden

Allerdings räumt die Behörde auch ihren sinkenden Einfluss auf die Entscheidung von Eltern für oder gegen Kinder ein. Heute bestimmten die Karriere der Eltern sowie ihre Finanzen zu einem großen Teil den Kinderwunsch. Neue Gesetze könnten nur indirekt die Zahl der Neugeborenen steuern.

Chinas Ein-Kind-Politik ist wegen diverser Ungerechtigkeiten schon lange sehr umstritten. Sie wurde 1979 eingeführt, um eine Bevölkerungsexplosion zu verhindern. Das wachsende Riesenvolk musste ernährt und die knappen Ressourcen geschützt werden. Daher entschloss sich die Staatsführung zu dem drastischen Schritt. Ohne strikte Familienpolitik würden heute in China schätzungsweise 300 Millionen Menschen mehr leben. (APA, 10.7.2014)