Wie gewohnt geht auch die 21. Auflage des Ottensheim Open Air nahe der Donau über die Bühne, musikalisch wie inhaltlich schwimmt das Undergroundfestival - mit Beteiligung der Linzer Gegenkulturinstitutionen Kapu und Stadtwerkstatt - aber gegen den Strom.

Schwere Gitarrenriffs und psychedelische Soundwände bietet etwa die italienische Combo Ufomammut. Weniger sphärisch-außerirdisch, dafür heftiger kommt das Linzer Trio Phobos. Im Vergleich zu dessen Faible für die Spätachtziger- und Frühneunzigerjahre gräbt Reverend Beat-Man noch tiefer im Rock-'n'-Roll-Urschlamm: Der Wanderprediger aus Bern betreibt dort unter seinem bürgerlichen Namen Beat Zeller das famose Kultlabel Voodoo Rhythm Records (auf dem etwa King Khan & The Shrines oder die Dead Brothers veröffentlichen), daneben verkündet er als Einmannkapelle in der Church Of Herpes das Evangelium von verlorener Liebe und ewiger Sünde: primitiver Gospel-Blues-Trash zwischen Hasil Adkins, Howlin' Wolf und Bob Log III.

Ein weiterer Höhepunkt des ersten Tages gedeiht in der oberösterreichischen Umgebung und wird von zwei alten Bekannten des Ottensheim Open Air getragen: Das GIS Orchestra wurde von Multiinstrumentalist Gigi Gratt (der ansonsten vor allem im Linzer Trompeten-Trommel-Bass-Lärmtrio Tumido fuhrwerkt) und dem Welser Kulturverein Waschaecht gegründet. Eine Bigband für freie Improvisation, ganz im Geiste des Sun Ra Arkestra, die sich heute mit Performancekünstler Didi Bruckmayr sowie Christof Kurzmann (ehemals: Extended Versions, More Extended Versions, Orchester 33 1/3) verstärkt.

Nicht verpassen darf man am Samstag das US-Südstaaten-Quintett Kylesa: psychedelischer Heavyrock auf Doom- und Punkbasis - zuletzt mit starkem Hang zu 1980er-Gothic im Stil der frühen Cure und Joy Division. Zum Abschluss wird die Münchner Express Brass Band aufspielen: New-Orleans-Marching-Band-Tradition mit Abstechern in Richtung Soul, Afrobeat und Orient - von der maghrebinischen Kasbah bis nach Afghanistan. Weiters u. a. zu hören: situationistischer Lärm (Mimu), Rap mit Grime-Beats (Yasmo & Bcs), Dub-Variationen (Dubble) sowie diverse Schallplattenunterhalter. (dog, DER STANDARD, 11.7.2014)