Bild nicht mehr verfügbar.

Wladimir Putin bei seiner Ankunft auf Kuba

Foto: EPA/ALEXEY NIKOLSKY /RIA NOVOSTI / KREMLIN

Havanna/Puebla - Wenn ab Freitag Russlands Staatschef Wladimir Putin Lateinamerika besucht, dann geht es um mehr als um antiimperialistische Rhetorik. Sein Besuch ist Teil einer geopolitischen Offensive. Und dabei wird geklotzt - und nicht gekleckert.

Im Vorfeld von Putins Reise erließ die Duma Kuba 90 Prozent seiner 35 Milliarden Dollar (25,7 Milliarden Euro) Schulden, die noch aus der Zeit der Sowjetunion stammen. Nicht, dass Kuba in der Lage gewesen wäre, sie zu bezahlen; die Geste bedeutet aber eine enorme Erleichterung im Hinblick auf die angestrebte Rückkehr des Landes auf die internationalen Finanzmärkte.

Flottenstützpunkt gesucht

Interessant für Moskau ist dort die neue Freihandelszone im Hafen von Mariel, denn man sucht nach "logistischen Stützpunkten" zur Versorgung der eigenen Flotte. Ein derartiges Vorhaben, 145 Kilometer vom US-Bundesstaat Florida entfernt, dürfte in Washington Erinnerungen an die Kubakrise 1962 wecken und alle Alarmglocken schrillen lassen. General James Kelly vom US Southern Command: "Seit drei Jahrzehnten haben wir keine so starke russische Militärpräsenz in Lateinamerika mehr gesehen."

Während des Kalten Krieges war Moskau Havannas engster Verbündeter; die Erdöllieferungen sicherten dem Karibikstaat das Überleben. 35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, 85 Prozent des Außenhandels und fast alle Kredite kamen aus Moskau - nicht zuletzt wegen des US-Embargos. Der Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 kappte dann das Verhältnis zu Kuba, was auf der Insel zu einer dramatischen Krise führte. Seit einigen Jahren nähern sich die Regierungen wieder einander an.

Weitere Stationen auf Putins Reise sind Argentinien, wo er über Energievorhaben sprechen will, und Brasilien, wo er am 14. und 15. Juli auf dem Gipfel der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) teilnimmt.

Waffengeschäfte

In den vergangenen Jahren hat Moskau Waffen im Wert von 14 Milliarden Dollar nach Lateinamerika verkauft. Geplant ist auch ein Treffen mit dem uruguayischen Staatschef José Mujica. Der sucht nach Investoren für einen Tiefseehafen, der zwar im Südatlantik und weit entfernt von den USA liegt, aber gerade deshalb ein leiser Anfang der strategischen russischen Ausdehnung sein könnte.

Gekrönt wird Putins lateinamerikanische Charmeoffensive aber von einem sportlichen Event: der Entgegennahme der Stafette für die nächste Fußball-WM. Diese findet 2018 in Russland statt. Während die aktuelle WM beim Abpfiff rund 8,5 Milliarden Euro gekostet haben wird, budgetiert Moskau mit 7,3 Milliarden. Bezogen auf Zahlen zu Olympia 2014 in Sotschi kann man davon ausgehen, dass die nächste Fußball-WM aber teurer werden wird als die brasilianische. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 11.7.2014)