Foto: Standard

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Bewußtsein für die Pensionsvorsorge steigt. Experten warnen aber vor übereilten Abschlüssen von Zusatzpensionen. Erst müsse der finanzielle Bedarf geklärt werden.

Foto: APA/Barbara Gindl

Wien - Seit Jahren versuchen Versicherungen, ihre Kunden für das Thema Pensionsvorsorge zu sensibilisieren. Mit dem Einblick ins Pensionskonto scheint jetzt Bewegung in das Thema zu kommen. "Das Pensionkonto schafft erstmals klare Transparenz", sagt Harald Riener, Vertriebsvorstand der Donau Versicherung. Dass sich eine Lücke zwischen dem letzten Aktiveinkommen und der tatsächlich ausbezahlten Pension ergeben wird, werde jetzt schwarz auf weiß sichtbar. Für die Donau Versicherung war das ein Anlass, eine Vorsorgeoffensive zu starten. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte das Haus einen Zuwachs bei Lebensversicherungen von 40 Prozent verzeichnen.

Auch aus anderen Assekuranzen ist zu hören, dass es bei den Abschlüssen von Lebensversicherungen Zuwächse gibt. "Es muss verdeutlicht werden, dass Vorsorge auch mit kleinen Beträgen möglich ist", sagt Riener. Schon mit einem Euro pro Tag ab dem Einstieg ins Berufsleben, so zeigen Berechnungen der Donau Versicherung (siehe Grafik), könne die Pensionslücke verkleinert bzw. geschlossen werden. In Summe zeigt sich, dass Besserverdiener in der Pension mit höheren Abschlägen rechnen müssen. "Wir hören oft das Argument, man könne sich eine Vorsorge nicht leisten", sagt Riener. Hier gehörte für den Experten angesetzt, denn "mit nur zwei Kaffees im Monat weniger ist schon eine Vorsorge möglich". Sich eine höhere Pension zu sichern ermögliche auch den Erhalt der Kaufkraft im Alter, und das sei auch für die Volkswirtschaft gut, fasst Riener zusammen. Auf je mehr Bausteine man in der privaten Vorsorge setze, desto mehr sollte herausschauen. Wichtig sind für Riener bei der Vorsorge "Konsequenz und Kontinuität".

Betriebliche Lösung

Ein Baustein für die spätere Pension ist auch die betriebliche Vorsorge. Bei dieser sieht Wolfgang Weisz, Leiter der betrieblichen Altersvorsorge in der Allianz, noch viel Potenzial. Vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben fehle die Bewusstseinsbildung für dieses Thema. "Es wird unterschätzt, dass eine betriebliche Vorsorge auch ein Element ist, das Mitarbeiter ans Unternehmen binden kann", sagt Weisz. Mit dem Wegfall der Abfertigung alt hätten Unternehmen ein Bindungstool verloren, das mit einer Vorsorge geschlossen werden könnte.

Die Hürde sei auch hier oft das Kostenargument. "Hier muss es bessere Aufklärung geben", sagt Weisz. Denn für den Arbeitgeber sind Einzahlungen in eine Pensionskasse oder in eine betriebliche Kollektivversicherung in der Höhe von maximal zehn Prozent der Lohnsumme als Betriebsausgabe absetzbar. Mitarbeiter können private Zuzahlungen in dieses System leisten. Sinn macht das bis zu 1000 Euro pro Jahr, weil diese Summe mit 4,25 Prozent staatlich gefördert wird. Die Rente, die aus den Eigenerlägen erwirtschaftet wird, ist steuerfrei. Jener Anteil, der vom Betrieb einbezahlt wurde und als Pension ausbezahlt wird, wird besteuert.

Als Einstieg in dieses Thema nennt Weiz die Möglichkeit der betrieblichen Zukunftsvorsorge. Dabei sind sowohl die Einzahlungen (vom Arbeitgeber oder -nehmer) als auch der Veranlagungsgewinn und die Auszahlung steuerfrei. Aber: Die Beiträge, die geleistet werden können, sind mit 25 Euro pro Monat limitiert.

Auch das Thema Berufsunfähigkeit sollte stärker in die Vorsorge eingeschlossen werden. "Vor allem psychische Erkrankungen und Erschöpfungszustände nehmen zu", sagt Weisz.

Keine Panik

Dass man beim Anblick seiner Kontoerstgutschrift nicht in Panik verfallen soll, dazu rät Otto Lucius, Geschäftsführer der Österreichischen Bankwissenschaftlichen Gesellschaft. Der Betrag zeige nur, was man erhalten würde, wenn man jetzt zu arbeiten aufhören würde. Von übereilten Abschlüssen für eine Zusatzpension rät Lucius ab. "Man sollte sich zuerst überlegen, welche Bedürfnisse in der Pension gestillt werden wollen, bevor man sich in langfristige Verträge begibt", sagt Lucius.

Von übereilten Abschlüssen rät auch Christina Ochsner vom Kundendienst der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) ab. Sie weist darauf hin, dass mit dem Pensionrechner (www.neuespensionskonto.at) ein anderer Blick auf seine Lage geworfen werden kann.

Ochsner warnt zudem vor Anrufern, die sich als Partner der PVA ausgeben und Kunden anbieten, mit ihnen ihren Versicherungsverlauf durchzugehen. Dahinter stünden Produktanbieter. "Es gibt keinen Finanzdienstleister, der mit der PVA kooperiert", sagt Ochnser und warnt vor einer Herausgabe der Daten. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 11.7.2014)