Klagenfurt/Wien - Zunächst wurde geschwiegen, Donnerstagmittag stellte sich der Leiter der Justizanstalt Klagenfurt, Peter Bevc, dann den Fragen des ORF. Er sei "geschockt" über die Vorwürfe, sagte Bevc. Ein Insasse der Justizanstalt hatte sich brieflich an das ORF-Landesstudio Kärnten gewandt und schwere Vorwürfe erhoben: Es habe einen Mordversuch an einem Mithäftling gegeben; ein knapp 19-jähriger Insasse sei Opfer eines schweren sexuellen Übergriffs geworden - und ein weiterer Insasse betreibe, mit Wissen und Duldung durch die Justizwachebeamten, einen schwungvollen Schwarzhandel. Bevc bestreitet vor allem den Mordversuch: Es habe sich um einen Selbstmordversuch eines Mannes gehandelt, der vereitelt worden sei.
Den sexuellen Übergriff bestreitet der Gefängnisdirektor nicht - allerdings seien ihm keine weiteren Fälle bekannt. Zum Vorwurf des geduldeten Schwarzhandels ermittelt der Staatsanwalt, man werde kooperieren und wolle keinesfalls den Eindruck erwecken, dass man etwas vertuschen wolle, sagte Bevc.
Tafel Schokolade
Totales Unverständnis herrscht dagegen beim Wachpersonal der Justizanstalt Stein. In der Sendung Report am Dienstag sagte Franz Ehrenberger, roter Personalvertreter, er verstehe das "wahnsinnige Aufheben" um die verrotteten Füße des psychisch kranken Häftlings (eine Falter-Geschichte) nicht. Das komme auch in Altersheimen vor, wo Menschen lebten, die "sich um das Land verdient" gemacht hätten. Die Justizwache habe Hoheitsgewalt, "glauben Sie, dass wir jeden streicheln und ihm eine Tafel Schokolade geben können?", fragte er.
Vom STANDARD mit den Aussagen des roten Gewerkschafters (FSG) konfrontiert und gefragt, ob dies sozialdemokratische Position sei, sprach SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim von "allgemeinem Reformbedarf" im Strafvollzug. Und FSG-Vorsitzender Wolfgang Katzian sagte, er mische sich "in die Angelegenheiten der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst nicht ein". (APA/stui, DER STANDARD, 11.7.2014)