Kabul - US-Außenminister John Kerry ist Freitagfrüh zu einer Schlichtungsmission in Afghanistan eingetroffen. Der Chefdiplomat wird im Laufe des Tages nach US-Angaben mit dem scheidenden afghanischen Präsidenten Hamid Karzai sowie den rivalisierenden Präsidentschaftskandidaten Ashraf Ghani und Abdullah Abdullah zusammentreffen.
Angesichts des erbitterten Streits über Wahlfälschungen sprach Kerry vor seinem Abflug nach Kabul von einem "kritischen Moment" am Hindukusch. Ghani hat die Wahl einem vorläufigen Ergebnis zufolge gewonnen. Abdullah warf ihm und der Wahlkommission Fälschungen von "industriellem Ausmaß" vor und reklamiert den Sieg für sich. Inzwischen befasst sich die Beschwerdekommission mit den Klagen gegen die Wahl. Das endgültige Endergebnis soll am 24. Juli verkündet werden.
Positiver Schritt
Die Vermittlungsbemühungen Kerrys wurden von den Konfliktparteien begrüßt. Ein Sprecher Ghanis sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag, Kerry könne einen Beitrag zur Überwindung der vertrackten Lage leisten, und das sei ein "positiver Schritt". Eine Sprecherin Abdullahs sagte, jeder Vorstoß zur Aufklärung von Wahlfälschungen sei "willkommen".
Der Streit über den Wahlausgang hat international zu Sorgen geführt, dem Land drohe neue Gewalt zwischen den verschiedenen Volksgruppen oder gar einer Rückkehr in die Zeit des Bürgerkrieges der 1990er-Jahre. Zumal der US-geführte NATO-Einsatz gegen die islamistischen Taliban in Afghanistan in diesem Jahr endet. (APA, 11.7.2014)