Damit sich Zeitungsboxen nicht auf Boulevards verirren wie diese: Wien regelt Standorte.

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Wien – Die Box ging zu weit. Auch wenn sie sich – wie vorwärts geneigt auch immer – gewiss nicht selbst auf den Weg gemacht hat. Und selbst ein forsch auftretender Verlag wie der von Österreich hat die Entnahmebox wohl nicht mitten auf dem_Trottoir gestellt. Aber da stand sie Freitag, auf dem Boulevard am Wiener Schottentor, als habe sie den Bus verpasst.

Womöglich dachte Susanne Bluma an so verirrte Container, als sie mit SPÖ- sowie Grünen Gemeinderäten einen Resolutionsantrag einbrachte: Einstimmig verlangte Wiens Stadtparlament Ende April „Ausarbeitung rechtlicher Regelungen“ für Zeitungsboxen. Laut Antrag sollen sie „faire Platzverteilung sicherstellen“ und eine „maximale Anzahl an Plätzen“ festlegen, um Fußgänger und Stadtbild nicht zu stören.

Unter dem Boulevard

Das ist ein hehres Ziel in einem    harten Box-Kampf auf dem Boulevard – und darunter. Jahre schon prozessiert Wolfgang Fellners Österreich gegen die Wiener Linien. Die mögen in ihren Stationen nicht allein Heute boxen lassen, die zwei Jahre früher gestartete Zeitung von Eva Dichand und SP-Vertrauensleuten. Anfang 2014 urteilte das Oberlandesgericht Wien, die Linien müssten Österreich gleich behandeln. Die städtischen Verkehrsbetriebe erhoben dagegen Rekurs beim Obersten Gerichtshof. Der grübelt noch.

Zu ebener Erde macht sich nun nach dem rotgrünen Antrag eine Arbeitsgruppe ans Ordnungswerk._Diese Projektgruppe Boulevard leitet Leopold Buback, Chef der MA 65 (rechtliche Verkehrsorganisationangelegenheiten). Für öffentlichen Raum ist die Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation) zuständig. Und weil  es um Medien geht, ist die MA 53 in der Projektgruppe, bestätigt Bubak. Das ist der Pressedienst der Stadt, kurz PID, zuständig für das möglichst gute Bild Wiens in der Berichterstattung wie für die Buchung des weitaus größten öffentlichen Werbebudgets im Land. Die  größten Teile gehen an die Massentitel Krone, Heute, Österreich.

Entscheidet der PID nun mit über Stellplätze für Zeitungsboxen? So allgemeine Anfragen verneint PID-Chef Oliver Stribl vor einer Woche, zuständig sei die MA 46. Spricht man ihn konkret auf den Antrag an, bestätigt er: Seine MA ist in der Projektgruppe.

Die ist laut Bubak noch am „Evaluieren“– also wäre nicht zu sagen, ob Plätze oder Boxen oder Titel limitiert würden. Derzeit sieht er zwei relevante Blätter, aber das könne sich ja ändern. Ziel laut Bubak: keinen benachteiligen.

Wohl vor allem nach Möglichkeit nicht vor der Wiener Landtagswahl 2015. (fid, DER STANDARD, 12./13.7.2014)