Jetzt wird es wirklich ernst.

Bild nicht mehr verfügbar.

André Schürrle herzt Thomas Müller. Zusammen hat das Duo es schon auf acht WM-Treffer gebracht.

Foto: ap/meissner

Bild nicht mehr verfügbar.

Javier Mascherano herzt Lionel Messi. Das Duo hatte großen Anteil an Argentiniens Finaleinzug.

Foto: ap/caivano

Maracanã - Es wird leicht bewölkt sein und mit etwa 25 Grad eine geradezu ideale Fußballtemperatur haben. Und regnen wird es nicht, wenn um 16 Uhr Ortszeit - 21 Uhr in Mitteleuropa - darum geht, den Fußballweltmeister sich auszuspielen zwischen Deutschland und Argentinien.

Wer Favorit ist in diesem Finale der 20. WM, ist kein großes Geheimnis. Joachim Löw wird deshalb nicht müde, vor allfälliger Überheblichkeit zu warnen. Aber die Gefahren dafür sind eher daheim gegeben - wo man den Schock des Kantersiegs über den Gastgeber allmählich anfängt, verdaut zu haben - als im abgeschotteten Quartier.

Dort wird penibelst das Gefährliche an den Argentiniern analysiert. So wie umgekehrt Coach Alejandro Sabella, der nach dem Finale sein Amt zur Verfügung stellen dürfte, den Seinen das Brandgefährliche am Finalgegner auseinandersetzt. Man kennt einander zu gut, um irgendwie einander überraschen zu können. Das wäre höchstens noch mit sich selbst möglich.

Höchstens Ángel di María ist ein Unsicherheitsfaktor. Angeblich hat er nach seiner Oberschenkelverletzung aus dem Achtelfinale wieder mittrainiert.

Das Augenmerk auf Di María zeigt deutlich, dass Argentinien keinesfalls das Solo des Lionel Messi ist. Ganz im Gegenteil. Argentinien überzeugte vor allem in der Defensive, die auch den Niederländern im Halbfinale die zuweilen so überbordende Schneid abgekauft hat.

Olympischer Rat

Diego Maradona, Argentiniens ballesterischer Olympier, dem sie irgendwo die taktisch-strategische Nase abgehackt haben müssen, gibt dem Team den auf der Hand liegendsten Ratschlag: "Argentinien müsste Deutschland im Mittelfeld zusetzen, den Ball erobern und von dort Messi bedienen, damit er mit Higuaín kombinieren kann."

Nun ja: eh. Nicht nur das deutsche, alle Mittelfelder sollten jener Mannschaftsteil sein, um den und mit dem das Spiel sich dreht. Gerade da aber haben die Deutschen ein fußballerisches Niveau, gegen das schwer nur anzuspielen ist. Zumal die alte deutsche Tugend - das An-Sich-Selber-Wachsen im Turnier, die aber auch die Argentinier diesmal gezeigt haben - etwa einen Toni Kroos wieder so ins Blickfeld gerückt hat, dass nicht einmal ein Mesut Özil dagegen ankann und auf den Flügel muss. Dass Kapitän Philipp Lahm nun - eine durch alle Medien brausende Volksforderung - wieder rechts hinten spielt, hat wohl weniger mit der Nachgiebigkeit von Jogi Löw (Hat jemand schon vermerkt, wie sehr nicht bloß die Gelassenheit, sondern auch die Frisur der der Angela Merkel gleicht?) als mit der Gesundung von Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira zu tun.

Beide Mannschaften sind allerdings, und das eben ist die Wachstumsfähigkeit im Turnier, wirklich hoch erfahren. Das Skelett beider Teams ist seit 2010 intakt geblieben. Das Finale von Rio wird also auch ein Urteil über den jeweiligen Reifungsprozess.

Deutschland könnte sich mit dem vierten Stern zum ersten europäischen Weltmeister in Amerika krönen. Argentinien greift nach dem dritten Stern.

Den zweiten holte sich Maradona 1986 in Mexiko. Gegen Deutschland. Vier Jahre später revanchierte dieses sich in Rom mit dem Gewinn des dritten. Bundestrainer war damals Franz Beckenbauer.

Der Kaiser ist diesmal freilich nicht dabei. Wegen der eh schon wieder aufgehobenen Fifa-Sperre gegen ihn. "Das hat mich schon sehr geärgert." Stattdessen sitzt er daheim: "Total verkleidet mit Hut, Trikot, Schal und allem Drum und Dran. Das passt wunderbar." Na dann! (wei - DER STANDARD, 12.7. 2014)

Finale der Fußball-WM in Brasilien am Sonntag in Rio de Janeiro:

Deutschland - Argentinien (Sonntag, 21.00 Uhr MESZ, Rio de Janeiro, Maracana, Schiedsrichter Nicola Rizzoli, Italien)

Mögliche Aufstellungen:

Deutschland: 1 Neuer - 16 Lahm, 20 Boateng, 5 Hummels, 4 Höwedes - 6 Khedira, 7 Schweinsteiger, 18 Kroos - 13 Müller, 11 Klose, 8 Özil

Ersatz: 12 Zieler, 22 Weidenfeller - 2 Großkreutz, 3 Ginter, 15 Durm, 17 Mertesacker, 9 Schürrle, 10 Podolski, 14 Draxler, 19 Götze, 23 Kramer

Es fehlt: 21 Mustafi (Muskelbündelriss im Oberschenkel)

Teamchef: Joachim Löw

Argentinien: 1 Romero - 4 Zabaleta, 15 Demichelis, 2 Garay, 16 Rojo - 8 Perez, 6 Biglia, 14 Mascherano, 22 Lavezzi - 10 Messi, 9 Higuain

Ersatz: 12 Orion, 21 Andujar - 3 Campagnaro, 17 F. Fernandez, 23 Basanta, 5 Gago, 7 Di Maria, 11 Maxi Rodriguez, 19 Alvarez, 13 A. Fernandez, 18 Palacio, 20 Aguero

Fraglich: 7 Di Maria (Muskelverletzung im Oberschenkel)

Teamchef: Alejandro Sabella