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In Brasilien hieß es leider "Jogi bonito" und nicht "jogo bonito".

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Der Befehl für die Zukunft: Tabula rasa.

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Brasilia - Brasiliens Fußball hat einen Trümmerhaufen wegzuräumen. Nach dem 0:3 gegen die Niederlande am Samstag und dem enttäuschenden vierten Platz bei der Fußball-Heim-WM geht es hinter den Kulissen drunter und drüber. Brasiliens Fans hatten endgültig genug von ihren WM-Versagern. So schnell es ging, buhten sie die abgestürzten Helden mit dem humpelnden Neymar nach dem erneuten Fiasko vom Rasen und feierten lieber das drittplatzierte Team um Arjen Robben.

Minutenlang liefen der überragende Bayern-Superstar und seine niederländischen Mannschaftskollegen die Ehrenrunde durch das Estadio Nacional und verabschiedeten nach dem 3:0 (2:0) über den Gastgeber ihren Bondscoach Louis van Gaal. "Ich denke, dass sie immer einen Platz in meinem Herzen haben werden", berichtete der Erfolgstrainer am Samstag sentimental über die Gefühle für sein Team.

Fußball-Armut

Auch der Gegner lieferte zum Ende eines gründlich missratenen Heimturniers noch ein Rührstück. Neymar herzte Scolari bei der Pressekonferenz lange und innig, der ihm noch ein Küsschen auf die Wange drückte. So sieht ein Abschied aus. "Brasilianischer Black-Out: Teil 2. Neues Leiden", titelte die Sportzeitung "Lance!". Correio Braziliense titelte: "Die Fußball-Armut des Teams von Scolari wurde einmal mehr deutlich."

"Wir haben die Top Vier erreicht. Ich denke nicht, dass wir das Nationalteam kritisieren können", erklärte der Weltmeistertrainer von 2002 entgegen jeder Erwartungshaltung.

Ein Zukunft am Zuckerhut wird der 65-Jährige kaum haben, nachdem sein Team mehrere Negativmarken gesetzt hatte. Seit 1986 hatte kein Team 14 oder mehr Gegentore bei einer WM-Endrunde kassiert, zuletzt vor 74 Jahren verlor das stolze Brasilien zwei Heimspiele nacheinander.

Letzter Exit

Ob die goldene, jedoch titellose Oranje-Generation mit dem am Samstag verletzt fehlenden Wesley Sneijder und Robin van Persie noch einen vierten, letzten gemeinsamen Anlauf auf den ersehnten WM-Pokal nimmt, konnte Robben noch nicht versprechen. In Russland 2018 wäre das Angriffstrio bereits 34 Jahre alt. "Ich kann nur für mich selber sprechen: Solange ich Spaß habe, will ich weitermachen für das Nationalteam. Je älter ich werde, desto besser werde ich anscheinend", betonte Robben. "Aber vier Jahre sind eine lange Zeit."

In Guus Hiddink haben die Niederlande schon längst ihren Trainer für die Zeit bis zur EM 2016 gefunden, in Brasilien beginnt nun erst die Aufarbeitung. Der designierte Präsident des Verbandes (CBF), Marco Polo Del Nero, hatte sich zuletzt für einen Verbleib von Scolari ausgesprochen. Nach der Blamage im kleinen Finale sagte Noch-Verbandschef Jose Maria Marin der Zeitung "Folha da Sao Paulo", die Situation mit Scolari sei "unhaltbar". Adenor "Tite" Bacci (zuletzt Corinthians Sao Paulo) und U20-Nationaltrainer Alexandre Gallo gelten als Nachfolgekandidaten. (APA/red, 13.7.2014)