Foto: Matthias Cremer

Graz - Die Blutbrustpavians sind schon länger da, auch die Brillenbären, die singenden Siamang-Affen sind kürzlich zugezogen. Eine Giraffe noch oder ein Nashorn, "das wäre ein Traum, dann könnte vielleicht das Wunschziel von 200.000 Besuchern wieder erreicht werden. Jetzt sind es seit Jahren knapp 190.000", sagt die Geschäftsführerin des steirischen Tierparks Herberstein Doris Wolkner-Steinberger.

Es ist wieder Alltag und Ruhe im "Skandal"-Zoo eingekehrt. Zumindest was die Besucherzahlen anbelangt, solle es so werden wie damals, also vor 2004/2005, bevor der Tierpark vom Wahlkampfwirbel der Landtagswahl 2005 mitgerissen wurde und vor dem Zusperren stand.

Kampagnenstoff für Wahlkampfstrategen

Es war der Stoff, aus dem Wahlkampfstrategen Kampagnen bauen. Der seinerzeitigen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (VP) wurde eine gute Freundschaft zur Schlossherrin Andrea Herberstein, der damaligen Femme fatale der steirischen Landespolitik, nachgesagt. Klasnic wurde vorgeworfen, sie verschaffe dem gräflichen Tierpark zu hohe Landessubventionen. Die Sache eskalierte, Klasnic verlor die Wahl - ein Gutteil ging auf das Konto des "Herberstein-Skandals" - an den SP-Herausforderer Franz Voves. Andrea Herberstein wurde wegen Veruntreuung von Fördergeldern verurteilt und büßte ihre Strafe mit Fußfesseln ab.

Von 1986 bis 2004 hatte das Land jedenfalls 6,35 Millionen Euro in den Zoo gesteckt, die Herbersteins laut eigenen Angaben drei Millionen. 2006 übernahm schließlich das Land den Tierpark und überwies zuallererst 92.500 Euro Jahrespachtzins für 20 Jahre im Voraus. Jährlich fließen seither zusätzlich 800.000 Euro aus dem Landesbudget zur Abdeckung der Abgänge. Zudem hat das Land in den vergangenen Jahren kräftig investiert, zuletzt im März 2014 wieder 290.000 Euro. In Summe hat das Land Steiermark seit 2004 mehr als zehn Millionen Euro in den Tierpark gesteckt. Billiger scheint die Sache für das Land also nicht geworden zu sein.

Touristisches Leitprojekt

Außer Streit ist freilich immer gestanden, dass der Park als touristisches Leitprojekt für die Oststeiermark bestehen bleiben soll. Politisch umstritten war aber immer, ob ein Bundesland einen Tierpark führen soll. Mit der Gründung der SP-VP-"Reformpartnerschaft" wurde diese Frage eindeutig mit "Ja" beantwortet. Und damit auch eine Diskussion um die Kosten seit Jahren ausgeblendet.

Im Zoo sind heute 50 Mitarbeiter beschäftigt, die 330 bis 370 Tiere versorgen. Eine Kooperation mit den Herbersteins existiert noch: Mit dem Ticket kann auch das Schloss besichtigt werden. (Walter Müller, DER STANDARD, 14.7.2014)